Seit dem Sonntag, 3.7.16, habe ich ein neues Vorbild :-) ... aber schön der Reihe nach.

 

Anders als an den sonstigen Dressurprüfungen üblich, waren dieses Mal die L-Felder am Samstag auf dem Programm und die GA-Felder erst am Sonntag. Mir war das recht, so konnte ich Dark zuerst mal in den L-Prüfungen„testen“ und müde machen, so dass er dann am Sonntag für Lavinia und die GA04-Prüfung – hoffentlich – genug an die Umgebung gewöhnt und brav sein würde. Denn es war ja dieses Jahr sein erstes Turnier auf einem Aussenviereck und nun war er doch schon eine Weile nicht mehr auswärts. Eingestimmt auf die Dressurtage Schänzli haben Lavinia und ich uns mit als Richter-Sekretärinnen am Freitag, ich finde dies immer eine gute Aufgabe, es rückt irgendwie die Noten in eine gewisse Relation und man erlebt 1:1, dass Richter auch nur Menschen sind. So kann man dann eigene Benotungen vielleicht besser wegstecken oder akzeptieren.

 

Nach vielen mehr oder weniger harmonischen M-Programmen am Freitag ging es dann also am Samstag los für mich und Dark im L12 und L14. Das Wetter war windig, eher kühl und der Himmel bewölkt, ich hoffte einfach, dass es nicht anfing zu regnen. Denn dass Dark auf Regenschirme nicht so gut anspricht, das weiss ich ja – gut, das müssen wir dann separat mal üben.

 

Zu regnen fing es nicht an, aber obwohl Dark zuhause im Stall völlig tiefentspannt war, drehte er auf in dem Moment, als er auf dem Schänzli aus dem Hänger ausstieg. Alles war gefährlich und furchteinflössend, was mir nicht ganz einleuchtete, denn er war ja schon ein paar Mal auf dem Schänzli zu Besuch gewesen. Und hat sich eigentlich immer gut benommen. Dieses Mal war das Abreitviereck draussen neben der Halle und dieses Viereck mochte er gar nicht. Auch nach vielen Runden im Schritt (mir lief die Zeit davon) liess er sich nicht überzeugen, dass sich auf diesem Viereck keine Gespenster versteckt haben. Im Gegenteil, er wurde immer gespannter, zappliger, und wartete nur auf die kleinste Gelegenheit, um explodieren und losbocken zu können. In der Zwischenzeit kenne ich ihn gut genug, dass ich weiss, dass „abtraben“ oder müde galoppieren bei ihm in diesem Zustand keinen Sinn macht, er würde nur ständig explodieren. Und das wollte ich auf diesem offenen, weiten Abreitviereck nicht riskieren, also hielt ich ihn kurz und beschäftigte ihn mit Seitengängen, den Hals immer so gebogen, dass er den Kopf nicht zwischen die vorderen Beine nehmen und in die Luft gehen konnte. Aber Spass ist was anderes ... mich verliess mit jedem Bockansatz mehr und mehr den Mut, im Sattel zu bleiben und dann auch noch ein L-Programm zu reiten!

 

Bei den Dressurprüfungen auf dem Schänzli gibt es die Gelegenheit, auf dem „Vorberei-tungsviereck“ die Pferde direkt vor dem Start aufzuwärmen, das ist ein weiteres Viereck gleich neben den Prüfungsvierecken und dort dürfen sich maximal 4 Pferde aufhalten. Ich wurde aufgerufen, ins Vorbereitungsviereck zu kommen mit Dark, und dies, nachdem ich noch keine einzige Runde normalen Trab hingekriegt hatte. Naja, gehen wir mal nach vorne, von dort ist es dann auch nicht mehr so weit zu den Richtern, um mich abzumelden, dachte ich so für mich. Ich war wirklich drauf und dran, mich abzumelden, total zittrig und mental blockiert machte es keinen Sinn, einen Start durchzuzwängen. Aber nun ritt ich erst Mal aufs Vorbereitungsviereck und sagte mir, ich nehme das Ganze jetzt als Übung und versuche, alles durchzuziehen, und wenn es nur ist, um hinterher nicht sagen zu müssen, ich hätte zu früh aufgegeben.

 

Auf dem vorderen Viereck zeigte sich Dark etwas kooperativer und ich konnte ihn antraben und auch galoppieren, natürlich alles sehr ge- und verspannt (sowohl bei Pferd und Reiter), aber immerhin, er zeigte nur noch wenige Frechheiten, wobei ich mich aber durchsetzen konnte. Schon bald musste ich zum L12 antreten – Augen zu und durch. Es war dann wohl eher ein Gehirn ab und oben bleiben, jedenfalls bin ich zwar das ganze Programm geritten, aber es passierten so viele kleine Fehler, dass mir schon klar war, dass wir ein sehr schlechte Bewertung erhalten würden. Aaaaber ... ich habe es durchgezogen! Mit dem Abfallen der Anspannung nach dem Schlussgruss kam dann auch die Enttäuschung über den verpatzten Auftritt und die Fragezeichen für das Verhalten von Dark.

 

Allzu lange durfte ich mir aber nicht Zeit lassen mit dem Hadern, denn zwischen den beiden Prüfungen lag nur 1 Stunde. Auch das Aufwärmen für das L14 wollte auf dem normalen Abreitvie-reck nicht gelingen, ich verschob es auf das Reiten im Vorbereitungsviereck. Dort war er dann zwar konzentrierter bei mir, im Programm selber hat er sich dann aber vor allem im Aussengalopp wieder entzogen. Das L14 gelang mir gar nicht so schlecht, aber eben, Fehler beim Aussengalopp, dadurch nicht gezeigter einfacher Wechsel, der doppelt zählt, mit solchen Fehlern ist man in dieser Kategorie weg vom Fenster. Und viel zu wenig Versammlung, das ist ein Punkt, an dem wir nun wirklich vermehrt arbeiten müssen.

 

Ich war mir am Samstag Abend nicht ganz sicher, ob ich mich nun freuen sollte, dass ich die Prüfungen trotz totaler mentaler Blockade durchgeritten bin, oder ob ich mir Sorgen machen sollte, ob Dark am nächsten Tag, wenn Lavinia ihn reiten würde, auch wieder so bockig drauf war. Ich entschied mich für beides :-). Erst einmal war ich ein bisschen stolz auf mich selber, nicht aufgegeben zu haben, auch wenn ich mich ärgerte, nicht noch strenger und konsequenter gewesen zu sein und noch mehr Punkte geholt zu haben. Dazu hoffte ich, dass Dark nach dem anstrengenden Tag am nächsten Tag genügend relaxt sein würde, um sich anständig zu benehmen.



Sonntag Morgen ging es wieder gemütlich los, Lavinia, Fabienne und ich trafen uns genügend früh im Stall und hatten viel Zeit, die Pferde parat zu machen. Auch auf dem Schänzli angekommen, blieb genügend Zeit, Baileys zu satteln und Dark die ganze Umgebung nochmals zu zeigen. Er war wieder entspannt, guckte sich in Ruhe das Programm von Baileys und Lavinia an und zeigte keinerlei Anstalten, frech zu werden.

 

Lavinia und Baileys wirkten beide ebenfalls recht entspannt, Baileys lief schön locker und wieder sehr brav durch das Programm. Es fehlten den beiden ein bisschen die Höhepunkte, und mit ein bisschen mehr Spannung beim Pferd wäre auch etwas mehr Ausdruck erreicht worden. Trotzdem: fehlerlos und genau geritten, gelang Lavinia und Baileys ein gutes Programm mit den uns bekannten Schwachpunkten, an denen wir bereits arbeiten. Ich hoffte sehr, dass es zu einer Klassierung reichen würde, und lange hat es auf der Zwischenrangliste auch so ausgesehen, aber leider verpassten die beiden die Klassierungen wieder, das gesamte Feld war einfach mit viel zu guten bzw. gangstärkeren Pferden gefüllt.

 

Nun hiess es, Dark satteln und startklar machen. Gottseidank durfte nun auch in der Halle abgeritten werden, das Aussenviereck ist Dark einfach zu unheimlich. Man merkte Lavinia ein bisschen die Spannung an, denn sie hat ja am Tag zuvor live miterlebt, wie schwierig es war, Dark zu reiten und seine Bockereien zu unterbinden. Zuerst sah es so aus, als ob er sich entschieden hätte, unter Lavinia brav zu bleiben, aber irgendwann fing er auch bei ihr an, sie zu testen. Immer und immer wieder, in der Halle, im Vorbereitungsviereck und dann auch im Dressurviereck, kurz vor dem Start. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich war mehrmals nahe dran, Lavinia nahe zu legen, abzusteigen, ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie abgeworfen wird. Aber Lavinia zog durch und liess sich nicht beeindrucken. Sie zeigte einmal mehr absolute Drahtseilnerven und mentale Stärke und ritt ein zwar vorsichtiges, aber sehr exaktes und flüssiges, mutiges Programm. Gott, ich wusste gar nicht, dass man so lange den Atem anhalten kann .... ich glaube, von all den Zuschauern (ihre Eltern und weitere Freunde waren da, um sie zu unterstützen) hat während ihrem Programm keiner gewagt, zu atmen ... umso grösser dann die Erleichterung, als sie nach einem wirklich beeindruckenden Ritt zum Schlussgruss ansetzte.

 

Wir wussten alle, dass sie mit diesem Ritt ganz weit vorne sein würde, dass sie dann mit über 66% auf dem 3. Rang landete bei wirklich starker Konkurrenz, das hat uns dann doch überrascht. Aber auch extrem gefreut, Lavinia hat sich diese tolle Platzierung so was von verdient!! Herzliche Gratulation zu diesen zwei schönen Ritten und dem Mut, den sie gezeigt hat, das war ganz grosse Klasse.