Das Turnierwochenende in Bättwil war mir ja vom letzten Jahr her noch etwas durchzogen in Erinnerung, aber wie heisst es so schön: neuer Start, neue Chance. Aufgrund der Startregelung, die wir in Laufen kennen gelernt haben, durfte Lavinia leider am Samstag „nur“ mit Baileys starten, gerne wäre sie auch mit Dark angetreten. So hatte dieser halt noch einen Tag Aufschub und war dann erst in den L-Prüfungen dran.

 

Lavinia hatte mit Baileys das GA04 gemeldet, dieses fing erst nach dem Mittag an, sie hatte also genügend Zeit, am Morgen Baileys ausgehfertig zu machen. Wieder einmal gelang es Lavinia, die Pferde (auch Dark am Sonntag) wunderschön zu zöpfeln, das sieht jeweils wirklich professionell und richtig toll aus. Ausgerüstet mit der neuen weissen Schabracke und eigentlich guter Laune, nahmen wir die kurze Strecke nach Bättwil unter die Transporterräder und hatten dort mehr als genug Zeit, um in Ruhe zu satteln, uns noch etwas umzuschauen und den einen oder anderen Konkurrenten zu beäugen.

 

Es ist halt immer ein bisschen die Gefahr, dass wenn man jaaaa nicht zu spät sein will, viel zu früh am Turnierplatz eintrifft und dann mit allem zu früh dran ist. Mit vermehrter Turnierroutine kann man mit der Zeit eher einschätzen, wie viel Zeit es für ein sinnvolles Einreiten braucht bzw. wann das Pferd auf dem Punkt ist für den Start. Wir haben dies schon besser im Griff als auch schon, trotzdem müssen wir immer wieder aufpassen, nicht allzu lange Abreiten zu wollen bzw. uns wirklich die Zeit für ein langes Aufwärmen im Schritt zu lassen, so auch dieses Mal.



Baileys war beim Abreiten schön zum Anschauen, sie verschwand zwar fast hinter all den Cracks und Riesen-Lampenaustretern, aber sie lief konzentriert, gelassen und rund. Lavinia hatte ein gutes Gefühl und war selber auch relativ gelassen, was ich eine super Einstellung finde. Ihr Ziel war es, besser zu sein als in der vergangenen Saison in Bättwil, die 55% vom 2016 waren wirklich kein Glanzresultat. Und eine Klassierung bei all diesen tollen Pferden … das wussten wir, das würde schwierig werden.

 

Kaum eingeritten, stockte Baileys wieder ständig und ihre Gespenster verschreckten sie in allen Ecken. Durch die Gelassenheit von Lavinia beruhigte sie sich jedoch schnell wieder und man merkte, dass ihr Vertrauen grösser geworden ist. Das Programm verlief nicht ganz so flüssig wie gehofft und etwas gespannt, aber ohne grössere Fehler und war wie immer präzise geritten. Wir waren soweit zufrieden und haben Baileys in den heimischen Stall gebracht, und dann hiess es warten … Lavinia hatte die Startnummer 4, es folgten noch 41 weitere Starter … und bis ganz zum Schluss war nicht sicher, ob sie nun doch klassiert war oder doch nicht … und schlussendlich war sie es doch, als letzte Klassierte auf Rang 12 von 42 Startern mit 65%, das ist ein Hammer Resultat, ganz herzliche Gratulation! Die „kleine“ Baileys hat gezeigt, dass sie mit all den grossen mithalten kann, und auch Lavinia hat wieder mit ihrer tollen Einstellung gepunktet.



Am Sonntag dann waren wieder die L-Prüfungen, ich habe mich für das L12 und das L14 angemeldet. Am meisten Sorgen machte mir ehrlich gesagt das Abreiten, da die Abreithalle immer voll war mit mindestens 6-8 Pferden, die sich aufwärmten. Da ich weiss, dass Dark sich enorm aufladen kann, wenn man an ihm vorbeigaloppiert oder er gekreuzt wird, hatte ich davor fast am meisten Respekt. Dass er in den Programmen anständig bleiben kann, auch wenn ihn Vieles verunsichert, hatte er ja vor einem Jahr bewiesen.

 

Im Gegensatz zu Lavinia habe ich 2x eine sehr hohe Startnummer gezogen und war jeweils fast am Ende des gesamten Startfeldes dran. Das gab mir zwar genug Zeit für die Vorbereitung, der Nachteil ist, man hat keine Ahnung, wo man in der Wertung etwa steht.

 

Auch ich war genug früh in der Abreithalle und liess mir viel Zeit für den Schritt. Am Vortag war ich mit Dark noch auf dem „Blauengalopp“ gewesen, d.h. ich hoffte, dass er genug ausgepowert sein würde, damit keine Flausen aufkamen. Er war dann auch wirklich recht entspannt und liess sich von den vorbei- und kreuz und quer galoppierenden anderen Pferden wenig beeindrucken. Kaum habe ich die Zügel aufgenommen, zeigte er mir jedoch, dass er sehr wohl „parat“ war, er machte fleissig mit und war phasenweise richtig toll zum Reiten. Mit entsprechender Freude ritt ich dann in die Prüfungshalle, dort allerdings drehte er nochmals etwas auf und war ziemlich „explosiv“. Ich hatte das Gefühl, dass nur wenig fehlte bis zu einem oder mehreren Bocksprüngen … Man hat dies zwar von aussen nicht so gesehen, leider folgte die Explosion dann doch noch kurz, als ein Goof auf der Tribüne nichts Besseres wusste, als polternd über die Holzbänke zu rennen. Und dies genau in dem Moment, als ich in der Lektion war, die doppelt zählt, so ein Mist. Ein kurzer Verschrecker, ein Wechsel in den Aussengalopp und wieder zurück in den Handgalopp waren die Folge und ein Verlust von ca. 6 Rängen, zudem gelang mir die sofort nachfolgende Lektion auch nur noch „durchgeschummelt“. Richtig schade, und entsprechend enttäuscht war ich natürlich über die Platzierung weit hinten, hatte ich doch so ein gutes Gefühl beim Reiten gehabt. 23. von 43. Startern ist nicht grad befriedigend, aber die 63.85% trösteten mich dann doch ein wenig, das ist doch immerhin besser als letztes Jahr. Und wenn man bedenkt, dass die letzte Platzierte ein Total von 66% holte, dann kann man sich etwa ausmalen, was für gute Pferde am Start waren …

 

Dark durfte die 4 Stunden Pause bis zum nächsten Start mit Boxenruhe und Grasen verbringen. Für das L14 ritt ich ihn dann nicht mehr sehr lange ab, ich dachte, das arme Pferdchen hat schon am Vortag so viel galoppieren müssen und hat schon einen anstrengenden Start hinter sich … ja Pustekuchen, Dark war beim Abreiten zwar etwas ruhiger als vorher, aber im Programm wieder so richtig „am Limit“. Ich staunte ab seiner Power und versuchte, seine Energie dieses Mal im Zaum zu halten, dadurch bin ich aber viel zu verhalten geritten. Und es sind mir viel zu viele kleine Fehler passiert, über die ich mich im Nachhinein sowas von geärgert habe. Der 21. Rang /34 mit 60.59% war dann wirklich auch sehr enttäuschend und weit unter unseren Möglichkeiten. Zusätzlich frustrierend waren dann wiederum die teilweise gehässigen und nicht nachvollziehbaren Kommentare und Noten einzelner Richter, aber darüber rege ich mich ja nicht mehr auf … habe ich beschlossen …



Mit einem recht nachdenklichem Gefühl habe ich dieses Turnier in Bättwil Revue passieren lassen. Kann es denn sein, dass schon in einem GA04 so Cracks am Start sind und normale Pferde in den L absolut keine Chancen mehr haben? Das scheint so zu sein, wenn man die hohen errittenen Prozentzahlen anschaut, und das ist doch etwas ernüchternd. Weitermachen mit dem Wissen, dass es doch niemals nach vorne reichen wird? Aufhören mit dem Starten und den Wettbewerben und einfach zuhause Freude an der Dressur haben? Ich weiss es ehrlich gesagt wirklich nicht … und lasse es nun einfach mal auf mich zukommen, in nächster Zeit sind die Startmöglichkeiten für mich sowieso eher rar gesät.