Eeeeendlich wieder mal Turniere starten können … ob ich es in der Corona-Phase vermisst habe? Jein würde ich spontan antworten.

Einerseits haben die Turniere uns nicht gefehlt, wir haben die Zeit bei Ausritten und mit Gymnastiksprüngen verbracht, ab und zu etwas Dressurtraining auf dem Platz und wenn eine Reitstunde bei Gilles anstand, übten wir wieder etwas seriöser. Die Wechsel haben wir auch im Wald trainieren können und die gelingen schon sehr gut, zudem habe ich das Arbeiten an der Hand entdeckt und wir probieren aus Freude etwas die Piaffe und die Passage. Das macht Dark schon recht gut, bisher allerdings vor allem an der Hand.

Andererseits, so ganz ohne Turnierdruck bin ich einfach zu wenig fokussiert auf einen planmässigen, sinnvollen Trainingsaufbau. Das merkte ich vor allem mir selber an, ich bin weniger fit als auch schon und auch Dark galoppiert zwar dank der Gymnastik etwas besser, aber die sonstige Dressurfitness lässt zu wünschen übrig.

 

Relativ spontan habe ich mich deshalb entschieden, die Trainingsdressur auf dem Schänzli am 17. Juli als Standortbestimmung und Trainingsziel zu nützen, um dann zu entscheiden, ob ich am Turnier in Biel-Benken starten würde. Die Trainingsdressur verlief recht zufriedenstellend, ok, unsere Ritte waren guter Durchschnitt aber bestimmt keine Highlights. Trotzdem wollte ich die Starts in Biel-Benken im L12 und L14 wagen.

 

Die Zeit bis zum Turnier nützte ich dann mit recht intensivem Dressurtraining, die Zeit, eine solide Grundlage aufzubauen war aber doch recht knapp bemessen. Dies spürte ich dann ganz besonders in der vorbereitenden Reitstunde bei Gilles vor dem Turnier: da ging irgendwie alles schief, ich verritt mich drei Mal im Programm, das ich sonst auswendig weiss, Dark war alles andere als rund am Zügel und war sehr spannig, er konzentrierte sich mehr auf die Umgebung als auf mich und nahm entsprechend mal den einen oder anderen Schlenker.

Man sagt ja, dass wenn die Hauptprobe schlecht läuft, die Aufführung gelingt. Naja, ich war mir da nicht so sicher, zudem schloss ich diese Reitstunde mit einem sehr unsicheren Gefühl ab. Immerhin fand das Turnier in Biel-Benken statt, auf meinem «Trauma-Platz», und ob ich mich da dann wirklich genug lösen und konzentrieren konnte?

 

Die Startzeiten waren dieses Mal sehr human, ich war als letzte Starterin im L12 und als dritte Starterin im L14 dran, eine Stunde Pause dazwischen also. So konnte ich mir am Samstag Morgen genug Zeit nehmen, Dark schön zu zöpfeln, und das war auch der Moment, wo ich merkte, dass bei mir die Nervosität etwas anstieg. Sie blieb aber während der ganzen Zeit in einem sehr überschaubaren – ertragbaren – Rahmen, und dafür war ich sehr dankbar. Diese Nervosität vor den Starts macht sonst viel von der Freude am Starten zunichte.

Als Turnierengel haben mich Claudia und Peter Rothmüller begleitet, und auch dafür war ich sehr dankbar, es ist einfach schöner, so einen Turniertag mit jemandem zu teilen, zudem sind helfende Hände immer erwünscht und eine grosse Erleichterung.

 

Dark fühlte sich auf dem Abreiteplatz ok an – es fehlte der Vorwärtsdrang, dafür bockte er nicht und ja, er was guckig, das zeigte sich aber nur in einem Wegdrücken hier und da. Von dem her alles im Rahmen und keinen Grund zur Panik. Er hätte von mir aus wirklich mehr vorwärts und wach sein dürfen.

 

Die Prüfung gelang uns nicht, ich war ganz und gar nicht zufrieden. Wir haben zwar keine Fehler produziert, weil Dark so klemmig war, gelang uns aber kein L-würdiges Programm. Wenige Verstärkungen, die Kurzkehrt zu kurz (sonst eine Lektion, die wir mittlerweile recht gut beherrschen), Dark zu «latschig» und ich war nicht in der Lage, ihn an die Hand und rund zu reiten. Warum auch immer … ein OK-Programm, nicht schlecht aber auch nicht überzeugend. Magere 63.31% waren das Resultat, ein 12. Platz von 14. Startern.

 

Ich habe mir fest vorgenommen, mich von der Enttäuschung nicht bremsen zu lassen und das L14 besser zu reiten. Schon beim Einturnen merkte ich jedoch, dass auch jetzt Dark nicht so richtig vorwärts ging. Gut, ich habe dann kurz einmal durchgegriffen (ein Klaps auf die rechte Schulter hilft meistens), er bockte kurz und kräftig los – und war dann doch etwas wacher. So gelang uns dann ein – aus meiner Sicht – gutes, flüssiges Programm, und beim Schlussgruss war ich dann wieder mehr zufrieden. Ausser einem kleinen Schlenker beim Schulterherein hatte ich ein gutes Gefühl, kam zum Reiten und musste nicht ständig treiben und Dark fühlte sich «runder» an.

Leider sahen dies die Richter nicht so und bewerteten diesen Ritt noch tiefer, enttäuschende 61,47% waren das Resultat und wieder der 12. Platz, dieses Mal allerdings von 16 Startern.

 

Die Enttäuschung war natürlich riesig, ich gebe es zu. Ganz schwierig ist für mich immer nach so einer «Niederlage», die Gründe dafür zu erfassen, wenn ich selber ein recht gutes Gefühl hatte. Schlussendlich schloss ich aber meinen Frieden mit den Noten/Rängen, muss ich ja. Ich habe gesehen, dass ich im L12 nur sehr wenige Punkte hinter den nächsten Rängen lag (1 Punkt bis zu Rang 11, 1,5 Punkte zu Rang 10, und 4 Punkte zu Rang 9), also irgendwie war ich da doch noch «bei den Leuten». Im L14 ist der Abstand zwar etwas grösser, dafür hatte ich ein gutes Gefühl und war mit unserem Ritt zufrieden. Und verbessern kann man sich ja immer, oder?