Das Wochenende in Bern war für Lavinia und mich als Turnier-Saisonabschluss geplant, und wir freuten uns schon sehr auf diese drei Tage Pferde, Turnier, Spannung und Geselligkeit. Dass das Wetter dann auch noch so hammermässig sonnig und warm sein würde, das hat die Vorfreude verstärkt, und auch wenn wir noch nicht so genau wussten, was uns dann prüfungsmässig genau erwarten würde, waren wir gespannt auf diese kleine pferdische Auszeit.

 

Wir trainierten am Donnerstag nochmals intensiv, putzten anschliessend alles Pferdematerial inklusive Reitstiefel tipp topp sauber, packten auch schon den Anhänger voll und zöpfelten in Ruhe Dark und Baileys, eigentlich hat der grosse Ausflug somit schon am Donnerstag begonnen. Am Freitag Morgen fuhren wir dann gemütlich los Richtung Bern, kamen staufrei im NPZ an und konnten die Pferde dort in ihre Boxen einstallen und uns in Ruhe mal umsehen, wo denn die Prüfungen sowie das Abreiten stattfinden würde. Der Freitag war der Tag von Lavinia, sie hatte drei Starts vor sich und war verständlicherweise schon etwas aufgeregt. Aber sowohl sie wie auch die Pferde waren ja gut vorbereitet und es ging ja auch nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um Spass am Reiten und dem Wettkampf, gepaart mit dem Ehrgeiz, das Beste aus Pferd und Reiterin rauszuholen.

 

Zuerst durfte Lavinia mit Baileys zum GA03 antreten und mit Startnummer 5 war sie schon sehr früh dran, trotzdem erstaunte es uns sehr, dass in der Halle, wo die Prüfung und das Abreiten stattfand, noch niemand zu sichten war, als wir mit Baileys zum Aufwärmen in die Halle kamen. Dafür begrüsste uns sehr laute, discomässige Musik, welche wir als sehr störend empfanden. Ein Dressurturnier ist doch keine Kilbi .... Herbstmesse Basel liess grüssen :-). Die Musik plärrte dann noch einige Zeit durch, auch während der Prüfung, bis sie dann schlussendlich leiser gestellt wurde, gottseidank ...

 

Lavinia und Baileys liessen sich von der Discoatmosphäre nicht gross beeindrucken und turnten sich warm und machten dabei einen sehr motivierten und aufgeweckten Eindruck. Es gelang jedoch nicht so ganz, diesen Schwung mit ins Programm zu nehmen, Lavinia ritt eine nette, korrekte Prüfung, es fehlten aber wiederum die Verstärkungen und alles war etwas brav. Trotzdem, ich fand ihre Vorführung ein schönes Programm mit einer motivierten und sehr braven Baileys an den Hilfen. Nun blieb Lavinia ein bisschen Zeit um durchzuschnaufen, während dessen wir Baileys versorgten und Dark für das GA03 starklar machten. 



Dark zeigte sich mit Lavinia beim Abreiten erst mal sehr brav, und Lavinia hat ihm mit ihrer ruhigen Art viel Vertrauen gegeben, so viel, dass dann irgendwann doch noch der Lausbub in ihm durchdrückte. Er legte einen kurzen, unerwarteten Spurt hin und somit war Lavinia gewarnt: Dark muss man jederzeit reiten und darf ihn nicht „alleine“ lassen, da kommt er bloss auf unsinnige Ideen. Führt man ihn allerdings konsequent, macht er gut mit und das bewies er dann auch in der Prüfung. Lavinia hat ihn sehr geschickt geritten, liess ihn zuerst alles in Ruhe bestaunen und hat ihn dann soweit angepackt wie es nötig war, um ihn durch das Programm zu steuern. Es war ein harmonisches Programm und hat Spass gemacht zum Zuschauen, auch hier war vielleicht alles ein bisschen zu zögerlich, doch es waren ebenfalls keine groben Fehler ausser dem Patzer im Mittelgalopp zu entdecken.

So, schnell Dark absatteln und Baileys für die nächste Prüfung, dem GA05, vorbereiten. In der Zwischenzeit war auch Fabienne zu uns gestossen und zu dritt lief alles Hand in Hand und schon waren Lavinia und Baileys wieder starklar für die dritte Prüfung. Baileys zeigte sich wieder voll motiviert, freute sich offensichtlich, dass sie wieder dran war und zeigte sich beim Abreiten mit gespitzen Ohren im Vorwärtsgang. Diese Prüfung wurde unter anderem von Hans gerichtet und das war natürlich ein zusätzlicher Ansporn für Lavinia, alles möglichst gut machen zu wollen. Dadurch, dass sie aber fast 5 Minuten lang im Viereck herum reiten musste, bis endlich die Glocke ertönte (eine so lange Wartezeit habe ich noch nie erlebt), war auch bei dieser Vorstellung schlussendlich der „Pfuus“ draussen, und dann kam noch ein Fehler im Mittelgalopp dazu, als Baileys unerwartet vor dem Fotografen scheute und in den Stechtrab fiel. Einige Lektionen gelangen den beiden aber wirklich gut, sowie z.B. der einfache Galoppwechsel und auch sonst blieb Baileys schön in der Haltung mit dem Genick oben, das hat mir sehr gefallen und an solchen Indizien sieht man, dass die beiden seit Beginn der Saison viele Fortschritte gemacht haben.



So, dies war die dritte und letzte Prüfung, nun hiess es Pferde versorgen und dann eine wohlverdiente Mahlzeit in der Wärme der Wagenremise zu uns nehmen, während wir auf die Preisverteilung warteten. Im GA03 durfte Lavinia eine Klassierung mit Dark auf dem 8. Rang und 62,83% feiern, leider war sie mit Baileys nur auf dem 20. Rang mit 58,5% zu finden (es starteten 29 Reiter). Ich fand ihren Ritt unterbewertet, und auch wenn ich mich wiederhole ... im Vergleich zu anderen Reitern hat sie ein korrektes Programm gezeigt, es ist schade, dass dies tiefer bewertet wird als wenn ein Reiter mit einem bekannten Namen oder einem Pferd mit tollen Gängen ein fehlerhaftes und zum Teil wirklich grauenhaftes Programm zeigt und dann weiter vorne platziert ist. Im GA05 fand ich die Bewertung recht fair: Lavinia und Baileys landeten auf dem 16. Rang mit 60,76%, dies von 27. Startern, dieses Mal wenigstens mit einer Prozentpunktzahl über 60% und nicht ganz so weit hinten. Und der Fehler im Mittelgalopp schenkte schon ein, die Ränge liegen jeweils immer nur Punkteweise auseinander und mit einem Fehler verschenkt man sich oftmals 2-3 Ränge.

 

Müde, aber sehr zufrieden mit diesem erfolgreichen und auch erlebnisreichen Tag zottelten wir drei am Abend noch in den Specht, die bekannte „Rösselerbeiz“ beim NPZ und gönnten uns ein zweites Znacht mit einem obligaten Teller Pommes und dann ein riesengrosses Dessert. Pappsatt fielen wir dann in unsere Betten im Hotel gleich neben dem NPZ und schliefen sofort ein ... na, jedenfalls Nikos und die Mädels, ich lag noch lange wach und ritt das GA07 im Geiste durch ...

 

Samstag frühmorgens hiess es dann: Tagwache, Pferde versorgen, Hund spazieren gehen und umziehen für die Dressurprüfung. Zuerst war ich mit Dark als Nr. 2 am Start, und wiederum waren wir die ersten, die die Halle zum Abreiten bevölkerten. Dark machte einen ruhigen und gelassenen Eindruck, und beim Abreiten fühlte er sich total locker und „rund“ an, es war ein tolles Gefühl. Hans hat mich dann kurz vor dem Einreiten zum Anfangsgruss noch mit Tipps versorgt und so vorbereitet, machte das Programm extrem Spass zum Reiten. Dark blieb schön in der Haltung, brav an den Hilfen und lief gut vorwärts. Ich hatte nach dem Schlussgruss ein wirklich gutes Gefühl und hatte grosse Freude an Dark. Auch Hans fand lobende Worte, das war doch schon mal ein guter Auftakt.



Nun hiess es Baileys parat machen für die Herausforderung GA07, mit ihr das würde nicht ganz einfach werden, vor allem im Galopp, dessen war ich mir bewusst. Das GA07 hat aber auch viele andere Herausforderungen, welche Baileys schon gut meistert, deshalb war ich auch zuversichtlich. Auch sie fühlte sich beim Warmreiten toll an, voll motiviert, leicht in der Hand und mit Elan und Tatendrang. Ich glaube, ich lasse in Zukunft Lavinia immer einen Tag vor mir die Pferde starten, die sind dann immer so locker zum Reiten am nächstem Tag :-).... Das Programm gelang uns dann etwas durchmischt, wir hatten schöne Momente aber auch einige dumme Fehler, die natürlich wieder viele wertvolle Punkte kosteten.



Für den Samstag waren wir also auch durch mit dem „Startkontingent“, nun konnten wir uns gemütlich der Pferdepflege widmen und dann den von Hans offerierten Schluck Weisswein geniessen und auf die Rangverkündigung warten. Mit Dark war ich auf dem 5. Rang klassiert, worüber ich mich sehr gefreut habe, weniger Freude hatte ich an den Noten – 60,81% für ein für mein Gefühl harmonisches und korrektes Programm... ?? Naja. Die Rangierung mit Baileys hat mich hingegen nicht gross erstaunt, Rang 17 mit 56,13%, eine sehr tiefe Bewertung. In dieser Prüfung waren 24 Pferde am Start, also wieder mal grosses Mittelfeld für die fleissige Baileys.

 

Der Samstag Nachmittag war dann sehr gemütlich, wir liessen die Pferde grasen, haben die wärmende Herbstsonne genossen und liessen es uns mit einer Flasche Hugo gut gehen. Gegen Abend verfolgten wir die Kürprüfungen und gönnten uns wiederum im Specht eine sehr feine Mahlzeit, bis wir die Betten im Hotelzimmer bezogen und alle sehr schnell einschliefen.



Der Sonntag weckte uns wiederum mit strahlendem Sonnenschein, allerdings machte sich bei allen Beteiligten wohl langsam die Müdigkeit etwas breit. Ich jedenfalls war noch ziemlich verschlafen, als wir die Boxen misteten und auch noch, als ich mich bereits umgezogen auf Dark setzte. Das Abreiten war dieses Mal auf dem grossen Allwetterplatz, neben Trämli, Pferdeweiden, Galoppbahn und belebter Strasse, was Dark als Anlass nahm, seine Flausen auszuleben und ab und zu etwas schräg loszuböckerlen. Ich glaube aber, dass auch er ziemlich müde war, denn seine Bockversuche blieben halbherzig und ich nahm sie irgendwie im Halbschlaf noch nicht so ganz wahr und ernst. Leider blieb Dark die ganze Zeit sehr triebig und ich bekam ihn nicht an die Hand, und es war schwierig, ihn für die doch nicht so ganz einfachen Lektionen eines L-Programmes „oben“ zu behalten. Das Gefühl im Programm selber war dann ein eher nicht so gutes, zu schwer lag er mir in der Hand und ich hatte das Gefühl, ihn absolut nicht vorwärts und somit vor den Schenkel zu kriegen. Der Fehler bei der Schlangenlinie, wo wir im Aussengalopp bleiben müssten und Dark wieder seine fliegenden Wechsel zeigte, haben mir dann irgendwie so ein bisschen „den Resten“ gegeben und es brauchte einen kurzen Moment des „Nochmals-alles-auf-Konzentration-schalten“, um das rechtliche Programm noch irgendwie sauber hinzukriegen. Ich merkte aber, wie Dark sich den Hilfen entzog und rückhaltig wurde und meine Konzentration war dann nur noch da, um nicht noch mehr fliegende Wechsel zu provozieren. Somit war ich natürlich nach dem Schlussgruss etwas enttäuscht, und auch Hans meinte, ich hätte mehr vorwärts reiten müssen, aber das war mit so einem triebigen Dark einfach nicht möglich. Da bei einer L-Prüfung mit so vielen guten Pferden so ein Programm keine Chance hat, haben wir mein Notenblatt abgeholt und haben uns dann ans Einpacken gemacht. So kamen wir wenigstens so früh im Stall an, dass die Pferde sich noch wohlverdient auf der Weide wälzen und noch eine Stunde Grasen geniessen konnten. Allerdings muss ich zugeben, dass das Notenblatt gar nicht so schlecht aussah und auch auf dem Video sah man mein „Gemurkse“ nicht so gut, und wenn der Fehler auf der Schlangenlinie nicht gewesen wäre ... hmmm. Die Platzierung auf dem 25. Rang von 38 Startern zeigt aber halt, dass man sich wirklich keine Fehler erlauben kann, die Punkte lagen wieder sehr eng und mit dem Fehler auf der Schlangenlinie habe ich mir sicher 10 Ränge verschenkt. Aber eben, mit allen „wenn“ und „hätte“ ist keine Prüfung geritten, dafür haben wir wieder viel Routine geholt um für nächste Prüfungen besser parat zu sein.

 

Auf jeden Fall haben wir ein sehr aufregendes und lehrreiches Wochenende im NPZ verbracht. Wir hatten viel Spass miteinander, die Anspannung der Prüfungen wechselte ab mit der Entspannung mit Chillen an der Sonne, die Pferde waren brav und es war eine Freude, sie zu reiten. Dass unsere Programme nicht alle wie gewünscht verliefen, das gehört dazu, wir haben wieder Routine gewonnen und freuen uns ab den Klassierungen, und sind nun top motiviert für das Wintertraining.