Der Concours Biel-Benken ... mit so vielen schönen aber auch traurigen Erinnerungen behaftet. So lange war dieser Wettbewerb mein Lieblingsturnier, da ich dort immer erfolgreich gestartet bin (damals noch mit meinem Friesen Tsjisse). Die Turniere damals ... immer war ich begleitet von meinem lieben Mami, die mich unterstützt und gecoacht hat, und so gut wie immer waren meine Starts von Erfolg gekrönt. 

Tsjisse gibt es nicht mehr, ebenso ist mein Mami schon lange im Himmel. Und seit 2012 ist der Reitplatz in Biel-Benken behaftet mit Angst, denn damals bin ich das erste Mal mit Dark auf diesem Turnier gestartet, bzw. ich kam nicht mal bis zum Start. Dark hat mich - für mich völlig unerwartet und aus nicht vollziehbaren Gründen - beim Warmreiten runtergebockt und seitdem verfolgt mich die Angst beim Reiten. 

 

Somit hat es mich ziemlich viel Überwindung gekostet, mich für dieses Turnier anzumelden, ich gebe es zu. Dazu bewogen haben mich zwei Gedanken: erstens bin ich ja diejenige, die ständig predigt, dass "man" sich aus der Komfortzone rausbewegen soll, und zweitens werden weder Dark noch ich jünger. Wenn ich also nochmals startmässig Gas geben will, dann darf ich nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen, um den "Wiedereinstieg" zu schaffen.

 

Und so kam es, dass ich 2019, nach 7 (!) Jahren warten, endlich wieder in Biel-Benken am Start war. Es ist unglaublich, dass es so lange gebraucht hat, aber das  zeigt wohl auch, wie sehr mir diese Bockphase von Dark Angst vor dem Auswärts-Reiten gemacht hat. Umso erstaunlicher war es, dass ich bis am Tag vor dem Start so gut wie nicht nervös war. Da ich erst am Nachmittag zu den Starts antreten musste, ich hatte ein L14 und ein L16 gemeldet, habe ich mir ganz gemütlich den Morgen genommen, um Dark parat zu machen und mich auf die Starts einzustimmen. Da es ein Freitag war, war auch niemand da, der mich begleiten konnte, und einerseits war das ganz gut, so konnte ich mich wirklich nur auf mich und Dark konzentrieren. Auf der anderen Seite wäre es schon schön gewesen, die ganzen Emotionen mit jemandem teilen zu können, denn ich empfand den Tag wirklich als sehr emotional. 

 

Wie auch das letzte Mal ging mein Zeitmanagement sehr gut auf, immerhin scheine ich dies langsam im Griff zu haben. Wir waren früh genug am Turnierplatz, haben grad einen idealen Parkplatz gefunden, ich konnte in Ruhe und im Trockenen (dank des Vordaches, unter dem ich parkiert habe) satteln, ich führte Dark in das Abreitviereck und er blieb relativ entspannt. Im Abreitviereck selber kamen bei mir die Emotionen so richtig hoch ... Die Anspannung, ob Dark wieder bocken würde (es war doch recht windig und kühl und die Pferde eher geladen), die Erinnerungen, die mich übermannten, sowohl die guten wie auch die an den Sturz, die Trauer, die normale Nervosität, die ich immer vor Prüfungen habe, und noch vieles mehr kam hoch. Und als ich so tief in Gedanken versunken Dark über den Platz führte, merkte ich, wie er mit seinen Nüstern immer wieder ganz sanft meine Hand anstubste, als wollte er sagen, ach komm, alles gut, und dann kullerten mir sogar ein paar Tränchen die Wangen runter. Und ich entspannte mich, sass auf und ja, alles war gut. Dark war soweit ruhig, er guckte zwar Vieles an, zuckte auch hie und da mal etwas zusammen und drückte auch an "gefährlichen" Stellen weg, aber alles sehr harmlos und nie gefährlich. 

 

Da der Boden des Abreitvierecks endlos tief war nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage, konnte ich wenig traben oder gar galoppieren, zu müde machte das anstrengende Stapfen durch diesen tiefen Sand. Dark war entsprechend etwas triebig und es war schwer, ihn so richtig rund zu reiten, dafür war er erstaunlich leicht in der Hand und sehr brav, was das Kreutzen mit den anderen Pferden anging. Im Prüfungsviereck dann blieb er sehr gespannt. Ich brachte ihn nicht gerade an den Blumentöpfen vorbei (und es hatte auf jedem Buchstaben so einen dekorativen Blumentopf), und der Topf bei der C-Richterin war der gefährlichste. So ritt ich das Programm mit mehreren Stockungen, leider vor allem bei den Richtern vorne, und durch die Triebigkeit verpatze ich auch ein paar Übergänge. Schade, hatte ich doch beim Warmreiten noch so ein gutes Gefühl gehabt. 

 

Etwas enttäuscht sattelte ich Dark ab und da ich nun fast 2,5 Stunden Zeit bis zum nächsten Start hatte, liess ich mir viel Zeit für das Versorgen des Pferdes. Wir gingen auch grasen, er durfte sich in Ruhe umgucken und eigentlich hätte ich erwartet, dass er dann im Hänger ruhig stehen bleibt und sein Heu mampft. Fehlanzeige, kaum im Hänger, begann er, hin- und her zu schaukeln, zu randalieren und lautstark klar zu machen, dass er keine Lust hatte, alleine im Hänger zu bleiben. Na sowas, das kenne ich doch gar nicht von ihm? Aber mir blieb nichts anderes übrig, als die Preisverteilung sausen zu lassen, Dark wieder auszuladen und bei ihm zu bleiben. Bis zum nächsten Start war das eine lange Zeit und entsprechend sank mein Energiepegel sehr tief ab ...Kommt dazu, dass ich mir das eben gerittene Programm nochmals durch den Kopf gehen liess und das Gefühl hatte, das nichts so wirklich gelungen war. 

 

Irgendwie bin ich es mir ja gewöhnt, dass die erste Prüfung so quasi die Einlaufprüfung ist. Umso mehr war ich überzeugt, dass der zweite Start gut gelingen würde, dies auch, da sich Dark beim Warmreiten extrem toll anfühlte. Da er in der ersten Prüfung etwas triebig war, habe ich für die zweite Prüfung die grossen Sporen montiert, und mit diesen brachte ich ihn gut vorwärts, ohne dass er spinnig war. Jedenfalls beim Warmreiten ... er war total leicht in der Hand und schön über den Rücken, es machte richtig Spass, ihn zu reiten. 

 

Also ritt ich mit grossen Hoffnungen in die zweite Prüfung ein und die Grussaufstellung zu Beginn gelang uns bereits super. Ich ritt los, in die Ecke und auf die Diagonale, und dann ging es los: Dark flippte nur noch rum, bockte auch und wir verpatzten so gut wie jede Lektion. Er nahm meine Hilfen nicht mehr an, trabte los anstatt dass er angaloppierte, sprang im Aussengalopp ständig um und durch das Gebocke getraute ich mich natürlich auch nicht so wirklich, tolle Verstärkungen zu zeigen. Kurz zusammengefasst: das zweite Programm war eine Katastrophe. Das schlimme daran war, dass ich nicht zuordnen kann, was da genau abgelaufen ist ... meine Einstellung war freudig, kaum mehr angespannt nach dem tollen Gefühl auf dem Abreitplatz, ich wollte zeigen, was wir drauf haben und grundsätzlich ritt auch auch sehr konzentriert. An was hat es also gelegen, dass Dark so flippig war und sich allen Hilfen entzog??? Ich weiss es nicht, auch nach x-mal analysieren und hinterfragen, und das ist nicht befriedigend. So bleibt mir wenig Gelegenheit, meine Fehler das nächste Mal  zu verbessern, denn ich weiss nicht, wo meine Fehler denn genau lagen. Ohne Diagnose keine Therapie ... ach herrje und seufz. Es  soll irgendwie wohl einfach nicht sein, dass wir erfolgreich sind, aber so leicht geben wir nicht auf. Weiterarbeiten, im Juni auf dem Schänzli folgt der nächste Versuch.

 

Ach ja, die Resultate fehlen noch ... 

Zu meinem grossen Erstaunen bewerteten die Richter den Ritt im L14 gar nicht mal so schlecht, wie ich ihn empfand. Wir landeten auf dem 9./21. Platz mit 62,94% (einmal mehr 1. Nichtklassierte). Im L16 holten wir mit all den verpatzen Lektionen noch 59,21%, was Rang 16./18 ergab.