Zweiter Start - neuer Versuch :-). 

Nach dem Turnier in Biel-Benken im Mai hat Clara sich entschlossen, auch in Aesch an den Start zu gehen. Da sie (noch) kein Brevet hat, kam wieder nur der "Einfache Reitwettbewerb" in Frage. 

 

Wir haben den Sommer genützt, um an den Schwachstellen zu arbeiten. Aus meiner Sicht waren dies vor allem der Linksgalopp, der Pablo nach wie vor etwas schwer fällt nach seiner Verletzungspause. Dazu kommt die Arbeit an einem losgelassenen, ausbalancierten Sitz von Clara, dies vor allem im ausgesessenen Trab. 

Mit diesen beiden Themen als Fokus haben wir viel geübt, und Clara hat sich vor allem beim Sitz stark verbessert, finde ich. 

Noch am Mittwoch vor dem Turnier kam Clara in die letzte Vorbereitungs-Reitstunde, und alles klappte grundsätzlich gut. Um was ich mir etwas Gedanken machte, war, dass Pablo zur Zeit eher die faule Seite des Lebens geniesst und sich beim Reiten gut bitten lässt, vorwärts zu gehen. Clara ist noch nicht so geübt, sich bei ihm durchzusetzen, und das könnte in einer Prüfungssituation schwieriger werden. Kommt dazu, dass ich Clara als eher ehrgeizig kennen gelernt habe, und sie sich selber dann so viel Druck macht, dass die Konzentration darunter leidet. Deshalb war es mir wichtig, dass wir die Hufschlagfiguren, die bestimmt vorkommen werden, genügend oft durchreiten, so dass diese dann "im Schlaf" funktionieren. 

 

Nichtsdestotrotz freute ich mich sehr auf das Turnier, das Wetter sollte angenehm werden (es war zwar Regen vorausgesagt, aber immerhin nicht ganz so heiss wie bei der Hitzewelle) und ich freue mich eh immer, wenn meine Pferde am Start sind. Der Dämpfer kam dann leider am Samstag Abend in Form einer Nachricht von Clara's Vater, dass Clara krank ist und der Start eventuell abgesagt werden müsse. Oje, so ein Pech aber auch, ausgerechnet jetzt!

 

Am Sonntag Morgen kam dann die Nachricht, dass Clara unbedingt an den Start gehen will, und sie sich wenn auch schwach, trotzdem genügend fit für einen Start fühlt. Um Clara zu schonen und sie zu entlasten, habe ich Pablo alleine zwäg gemacht, ihm schöne Zöpfe verpasst, in Ruhe Sattel und Zaumzeug geputzt, ihn gewaschen und den Anhänger gepackt. Er sieht halt schon soooo süss aus in seiner "Ausgehmontur" mit schicker Abschwitzdecke und Halfter in passender Farbe :-). 

 

Am Turnierplatz angekommen, traf auch schon Clara mit der ganzen Familie und Antonio als Unterstützung ein, und wir haben Pablo gesattelt und gezäumt. Er war ziemlich aufgeregt und kündigte seine Ankunft mit lautem Gewieher an. Den Kopf oben, die Augen staunend offen, präsentierte er sich auf dem Abreitplatz und schien genug Energie für die Prüfung mitzubringen. Bei Clara hingegen machte sich die Grippe schon noch bemerkbar, sie schien noch ruhiger als sonst und auch etwas nervös, auch wenn sie sich nicht viel anmerken liess. Ich habe sie und Pablo dann die ersten beiden Runden am Strick auf dem Abreitplatz rumgeführt, Pablo hat sich schnell beruhigt und die beiden konnten sich warmturnen.

 

Beim Warmreiten sah alles eigentlich noch gut aus, Pablo lief einigermassen vorwärts und Clara ritt konzentriert, und sogar der Linksgalopp klappte recht gut. Mir ist allerdings schon auf dem Abreitplatz aufgefallen, dass die Konkurrenz dieses Mal sehr stark war ... aber erst einmal abwarten und zuschauen.

Na gut, einreiten zur Prüfung, die Gruppe bestand wieder aus 4 Reitern, Clara musste dieses Mal allerdings die Spitze übernehmen. Das ist eher ein Nachteil, da Pablo als Spitze nicht so richtig vorwärts läuft, was dann den Richtern auch aufgefallen ist und auch da er der kleinste der Gruppe war, durfte Clara nach ein paar Runden hinten anhängen. Das war deutlich die bessere Position! Der Vorteil der kleinsten Startnummer der Gruppe ist, dass Clara und Pablo als erstes Paar zum Galopp aufgerufen wurde. So musste sie nicht, wie letztes Mal, so lange im Schritt warten, bis die ganze Spannung aus Pablo raus war, sondern konnte grad nach dem Traben auf die Einzelvolte zum Galoppieren. 

 

Mir ist schon bei dem Reiten in der Gruppe aufgefallen, dass Clara nicht so ganz "bei sich" war. Sie ritt die geforderten Hufschlagfiguren falsch (dabei hatten wir diese doch soooo trainiert), brachte Pablo kaum vorwärts und er nützte dies aus und düdelte so ein bisschen vor sich hin. Auweia, das würde schwierig werden mit dem Galopp, und dann war auch grad noch der Linksgalopp zuerst dran. Dieser klappte dann allerdings grad recht gut, leider nicht auf Anhieb, Pablo galoppierte einfach nicht an. Nicht einmal falsch :-), er blieb einfach stur im Trab. Als er dann endlich angaloppierte, war er sogar im Linksgalopp, so gut! Nun also noch der Rechtsgalopp, der war ja kein Problem ... wirklich? Auch hier: Pablo dachte nicht daran, anzugaloppieren und Clara reagierte nicht darauf, und jedes Mal, wenn er ansatzweise einspringen wollte, verlor sie den Sitz und Pablo machte es sich im Trab wieder gemütlich. Naja, so wird das natürlich nix mit den guten Noten ... das Schlimmste daran war, dass ich von ausserhalb des Vierecks fast verzweifelte und am liebsten geholfen hätte, darf ich aber natürlich nicht ... Ei ei ei. 

 

Das Resultat war, wir haben es geahnt, nicht so berauschend. Überall dort, wo die Noten 2- oder 3-fach zählen, war Clara recht tief bewertet, natürlich zu Recht. Ich hätte sie jetzt ranglistenmässig nicht ganz so tief gesehen wie es dann die Endrangliste zu Tage brachte, aber auch das Verlieren können gehört zum Sport. Es war nicht der Tag von Clara und Pablo hat ihr die Sache zusätzlich schwer gemacht. Aber wisst ihr was? Das ist doch völlig egal, die beiden haben so herzig ausgesehen, Clara hat alles gegeben und das ist doch das Wichtigste. Ich hoffe sehr, dass es ihr auch ein bisschen Spass gemacht hat, und nur schon alleine die Fortschritte, die sie in der Vorbereitungszeit gemacht hat, sind bemerkenswert. 

 

Zum Sport gehört auch, weniger gute Momente wegstecken zu können, daraus zu lernen und nach vorne zu schauen. So leicht geben wir nicht auf und freuen uns schon auf die nächste Gelegenheit, wenn dieses absolut hübsche Paar sich wieder präsentiert!