Nach dem doch eher enttäuschenden Resultaten in Delémont stellten wir das Training von Baileys um und Lavinia ritt das Rennmäuschen die Woche zwischen den Prüfungen von Delémont und Biel-Benken eher untertourig. Da vor allem auch die Übergänge immer wieder ein Thema sind, welche nicht gelingen, standen auch diese auf dem Intensiv-Übungsprogramm. Eine Woche zwischen den Prüfungen ist aber wenig Zeit, um festgefahrene Muster abzuändern ...

 

Im Gegensatz zu letzter Woche hiess es diesmal: früh aufstehen, sehr früh! Brrr... wir fuhren um 07.00 Uhr mit gepacktem Anhänger und Auto los und wurden auf dem Turnierplatz mit strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und einer angenehmen Morgenkühle empfangen, zum Reiten also ideale Bedingungen. Auch das Abreitviereck ist gross genug, so dass Lavinia Baileys in Ruhe aufwärmen konnte, ohne ständig einer Kollision ausweichen zu müssen. Es machte sich bei Lavinia aber schnell wieder das „Abreitplatz-alle-anderen-Pferde-laufen-viel-toller“- Gespenst breit ... ja, auf dem Arbreitplatz sah man viele schöne, talentierte Pferde, mit ernst und ehrgeizig bis arrogant drein blickenden Reiter/-innen (vorwiegend weiblich ...), aaaaber!! Alle Programme müssen zuerst mal geritten und korrekt vor die Richter gebracht werden! Das wussten wir selber ja nur zu gut von den Erfahrungen von Delémont her, die Pferde können auf dem Abreitplatz noch so gut laufen, es zählt für die Rangliste nur, wer dies auch im Viereck zeigen kann.

 

Ob es Lavinia und Baileys dieses Mal gelingen würde, den Schwung und die Einigkeit vom Abreitplatz mit in das Programm zu nehmen? Ich fand, die beiden haben das sehr gut hingekriegt, es war ein fliessendes Programm, exakt geritten von Lavinia und Baileys blieb recht brav am Zügel. Ob es dieses Mal zu einer Platzierung gereicht hat? Wir haben Baileys etwas fressen lassen – ihre absolute Lieblingsbeschäftigung – haben uns ein paar Programme der Konkurrenten angeschaut und mussten dann bereits wieder satteln, da Lavinia in der nächsten Prüfung bereits die Startnummer 6 war. Ich führte Baileys etwas herum während Lavinia an die Preisverteilung ging, und als sie mit einem grossen Flot aus dem Zelt kam, wusste ich schon, dass es eine gute Platzierung sein musste, die sie erritten hat. Dass es aber den 2. Platz von 17 Startern mit tollen 65,63% sein würde, damit hatte ich dann doch auch nicht gerechnet, aber gross war natürlich unsere Freude! Wow, sensationell, und ich habe das Lavinia und dem Rennmäuschen von Herzen gegönnt!

 

Das Glücksgefühl mit in den Sattel genommen, ritt Lavinia Baileys zur zweiten Prüfung warm, einem GA04, zu dem sich 45 Starter gemeldet hatten. Auch dieses Mal zauberten die beiden ein solides Programm ins Viereck, ohne grössere Störungen und die Übergänge etwas akzentuierter geritten. Auch dieses Mal blieb Baileys recht brav am Zügel, Lavinia konzentrierte sich gut und ritt exakt, was einfach das A und O ist bei Dressurprüfungen. Da wir nun viel Zeit bis zur Preisver-teilung hatten, brachten wir Baileys in den heimischen Stall, versorgten Reitzeug und Anhänger, kehrten zurück auf den Turnierplatz, wo wir es uns mit Pommes und anschliessend Kuchen gemütlich machten und den Konkurrenten zuschauten. Ich konnte mir nicht verkneifen, auf die Zwischenrangliste zu güggseln, auf der Lavinia nach 20 Startern immer noch auf Platz 5 rangierte, WOW! Es kamen aber noch einige gute Pferde und es wurden auch noch ein paar schöne Ritte gezeigt, wir haben dann angefangen zu rechnen und hofften einfach, dass es noch für eine Klassierung reichte. Und wie es gereicht hat! Lavinia wurde an der Rangverkündigung auf dem tollen 8. Platz von 38 Startern aufgerufen, und gewann mit 64.69% ihre zweite Plakette am selben Tag. Wieder war unsere Freude riesig und der Stolz auf Baileys noch grösser!

 

Ein Blick auf die Ranglisten zeigte, dass die Klassierten recht nahe beieinander liegen und um jeden Punkt gekämpft werden muss. Ich bin sehr stolz auf Lavinia, dass sie dies heute getan hat und sehr konzentriert und fokussiert geritten ist. Und vor allem, dass sie die Enttäuschung von Delémont abhaken und nach vorne schauen konnte. Wir haben die Lehren aus dem verpatzten Concours gezogen, sicherlich kam Baileys auch das grössere Viereck entgegen, Lavinia hat wirklich gute Nerven bewiesen und alles zusammen ergab eine klasse Leistung: an dieser Stelle nochmals ganz herzliche Gratulation, ihr habt das toll gemacht und die Lorbeeren verdient!