So, Bättwil war also der Auftakt in die Turniersaison für Claudia und Dark. Nach dem tollen Turniererfolg in Laufen von Simona hoffte ich natürlich, an dieses gute Gefühl anschliessen zu können. Ich hatte das L12 und das L14 gemeldet und die Startzeiten waren so gelegt, dass ich am Morgen früh und am Abend spät dran war – das wird also wieder einen ganzen Tag lang „Turnierhocken“ geben …

 

Das Abreiten in der Halle machte mir dieses Jahr keine Angst, da ich nun weiss, dass Dark sich benimmt und sich zwar aufladen kann, wenn andere aufdrehen, aber bisher immer anständig blieb. Wie recht ich damit hatte, merkte ich schon kurz nach dem Aufsitzen – Dark hat sich mir angepasst und schlurfte wie ein Morgenmuffel durch die Halle und guckte zwar etwas schräg bei den Zuschauerbänken, wollte da auch zuerst gar nicht hin, aber alles weit weg von explosiv. Mir war er schon zu verschlafen, und grad weil er sehr die Tendenz hat, auf der Vorhand rumzuhängen und seine Hinterhand zu wenig zu gebrauchen, machte sich der fehlende Schwung noch deutlicher bemerkbar. Er war zwar schön zu reiten, aber eben, etwas mehr Vorwärtsdrang hätte ich mir schon

gewünscht …

 

Als Startnummer 2 im L12 durfte ich schon bald in die Halle reiten und da wurde Monsieur Dark ganz kurz wach – die Richter sind wie immer sehr gefährlich und das ganze Gewusel auf der Tribüne sowieso, er begnügte sich aber damit, sich auf der Tribünen-/Richterseite einfach völlig zu versteifen und wie eine Banane der kurzen Seite entlang zu schleichen. Ausser dass er im Programm selber dann auch wieder triebig war, gelang uns ein recht anständiges Programm. Natürlich fehlten die Höhepunkte wie ein toller Mitteltrab, ich fand aber Schwierigkeiten wie die Schlangenlinie im Galopp oder die Kurzkehrt sehr gut gemeistert. Leider schlich sich ein Fehler ein, Dark trabte aus dem Schritt anstatt dass er angaloppierte, und die letzte Mittellinie wurde etwas kurvig, da er nicht zu den Richtern nach vorne wollte. Mein Gefühl war also eher durchzogen und mir war bewusst, dass es im L bei dieser Konkurrenz nicht erlaubt war, Fehler zu machen, sonst ist man weg vom Mittelbereich der Rangliste (die vordere Rangliste ist eh den Profis und den Lampenaustretern vorbehalten, leider). Umso erstaunter war ich dann, dass mein Programm mit 64.48% bewertet wurde, das ist mehr als letztes Jahr. Wir landeten auf dem 14 Platz von 33 Startern, das war ganz ok und motivierte mich, am Nachmittag im L14 nochmals alles zu geben. In der Zwischenzeit durfte Dark in die heimische Boxe und sich am Heu gütlich tun.

 

Da Dark am Morgen so triebig war, montierte ich am Nachmittag die grossen Sporen. Ui, ja da war er plötzlich doch recht wach, und ich musste mich gut konzentrieren, meine Beine korrekt und die Sporen weg von seinem Bauch zu halten. Aber es fühlte sich trotzdem besser als, so konnte ich ihn „holen“ wenn er es brauchte und musste mich auf meinen Sitz konzentrieren. Leider habe ich es bisher noch nicht geschafft, meine grosse Nervosität in den Starts vernünftig in den Griff zu kriegen und so ritt ich das L14 auch wieder zu sehr „im Nebel“. Ich konzentriere mich zwar immer sehr auf die Lektionen und auch auf das Pferd, könnte aber im Nachhinein nicht mehr sagen, was ich wo gedacht habe oder wie ich geritten bin. Gut dass es Videos gibt … Sehr wohl gemerkt habe ich, dass mir wieder 2 kleine Fehler unterlaufen sind, einmal ist mir Dark im Aussengalopp umgesprungen (das tut er im Training nie, ich kann mir das nicht erklären…) und ein Stocker nach dem Mitteltrab Richtung Richter muss ich auch abbuchen. Uns sind aber andere Lektionen wie das Halt/Retour ganz toll gelungen, leider wurde die Lektion nicht entsprechend hoch benotet. Überhaupt, die Noten … die helfen keinen Deut weiter, wenn man sich entwickeln möchte, sehr oft kriege ich für dieselbe Lektion eine 5, eine 6 und eine 7 (das Gesamtresultat sieht dann wieder so aus, als wären sich die Richter einig). Fehler werden sofort extrem abgestraft, gut gelungene Lektionen mit max. einer 7 belohnt. Ich habe beschlossen, ich halte mich einfach an das, was mein Reitlehrer mir sagt, der ist doch immerhin auch Dressurrichter, und freue mich ab Kommentaren, die mich aufstellen. So schrieb z.B. ein Richter, der mich noch nie gerichtet hat, dass er Dark ein „tolles Pferd“ findet, und eine Richterin, die Dark schon länger kennt, schrieb „deutliche Fortschritte erkennbar“. So etwas ist motivierend, herablassende oder gar destruktive Kommentare  überlese ich einfach und lasse mir die Laune nicht verderben.

 

Ein bisschen die Laune verdorben hat mir allerdings an diesem Sonntag, dass ich im L14 doch recht knapp an einer Klassierung vorbei geritten bin. Mit 62,16% (auch wieder mehr als letztes Jahr) und einem 10. Rang von 27 Starten kann ich trotzdem zufrieden sein, und das war ich dann schlussendlich auch.

 

Die Gedanken vom letzten Jahr allerdings, die sind auch dieses Jahr nicht weniger geworden. Die Konkurrenten: Profis mit Cracks, die die oberen Plätze abräumen, Pferde, die keinesfalls mehr für den Freizeitreiter gedacht und gezüchtet und geritten sind, Noten, die mehr verwirren als helfen und gefühlt willkürlich verteilt sind … Mal schauen, ob ich mich diesem allem weiterhin stelle. Wenn ja, aus Freude am Training und am Reiten, und weil doch die Tendenz der Punktzahlen nach oben erkennbar ist.