1. - 7. Mai 2023

Montag, 1. Mai 23

Gottseidank reisen heute die Nachbarn ab. Sie sind am Haus ausräumen und ich sehe vor dem Abfalleimer draussen mindestens 10 Alkoholflaschen rumliegen, wovon 5 purer Wodka. Deshalb also der Krach nachts, gestern dachte ich wirklich, die zerstören die ganze Bude. Ist ja ok, mal ein bisschen zu feiern, sowas ist einfach nur dumm. 

Egal, ich geniesse heute in vollen Zügen "meine" Kälbchen. Nach dem Morgenstall gehe ich einkaufen und besorge Kälbermilch. Oh, ganz schön teuer, aber das wird ihnen gut tun! Vor allem die beiden Babys, das Braune und das Schiefe, werde ich mit Milch etwas auffüttern. 

Nach dem Mittagsspaziergang mit Sandor mache ich mich also mit Futter und Milch auf in die Kälberweide und bolle die ganze Weide ab. Gute 2,5 Stunden bin ich dran, das ist harte Arbeit - und macht so viel Spass. Immer wieder füttere ich die Kälbchen ein bisschen, um sie an mich zu gewöhnen, und das Schiefe wird langsam zutraulich. Ich kann es während dem Fressen schon anfassen - wahrscheinlich nicht, weil es mir vertraut. sondern weil der Hunger grösser ist als die Angst. Trotzdem, ich finde, wir sind auf gutem Weg. 

Da das Wetter immer noch schön und angenehm ist, geniesse ich dieses Draussensein bei den Tieren sehr. Ich sehe direkt rüber auf die Weide der Pferde und kann sie gut beobachten, und auch Lucky kann ich so beobachten. Alle sind zufrieden und fressen gut. Lucky kommt wieder an den Hag, sobald er mich entdeckt hat, er muht ein paar Mal, legt sich dann jedoch hin zum Wiederkäuen. Er scheint sich arrangiert zu haben. 

Es ist so schön zu spüren, wie friedlich es hier bei den Tieren ist. Sie sind sehr neugierig, die Mistkarrette und der Hund machen sie gwundrig und die Mutigen von ihnen inspizieren alles. Der Hund scheint von allen direkt akzeptiert zu sein, ich finde das sehr spannend. Kühe scheinen Hunde zu mögen, das habe ich schon öfters festgestellt. 

Am Abend longiere ich Dark mal an den Kälbchen vorbei, bin gespannt wie er reagiert. Natürlich staunt er sie an und macht grosse Augen, und auch die Kälbchen inspizieren den grossen Braunen sehr genau. Alle bleiben jedoch ruhig und Dark weicht zwar auf der Seite der Kälbchenweide etwas aus. Jedoch nicht schlimm und da er ansonsten sehr brav ist, ist mir heute das Ausweichen auch egal. 

Spät am Abend gehe ich dann noch meine beiden Kleinen mit Milch tränken, ohhhhh, das finden sie lecker. Da muss ich noch eine Technik finden, wie ich die beiden separat tränken kann, denn wenn die ganze Herde kommt und gierig wird, haben 1. die Kleinen keine Chance und 2. wird es auch unangenehm für mich. Aber auch das kriegen wir noch hin. 


Dienstag, 2. Mai 23

Auch heute ist wieder meistens sonniges Wetter, allerdings immer noch sehr kalt, vor allem der Wind (finde ich jedenfalls). Etwas wärmer wird mir, als ich über den Mittag wieder die Kälberweide abbolle. Vor allem ums Herz, sie sind so schnusig, die Kälbchen. Und sie werden eeeetwas zutraulicher, einige wenige von ihnen kann ich bereits ein bisschen anfassen. Am besten geht es mit "meinen" beiden, den beiden kleinsten. Sie sind nur die Hälfte der anderen und die anderen sind schon mager und klein ... "Meine" beiden sind das Braune und das Schiefe, das ich nun "Happy" taufe. Es soll eine happy Kuh werden. 

Diese beiden kann ich schon ziemlich gut anfassen und auch kraulen. Sie scheinen es zu lieben, wenn sie gekrault werden, jedenfalls bleiben sie dann stehen und verdrehen den Kopf :-). Als ich fertig bin mit Abbollen, sind die Kälber auch alle fertig mit essen und legen sich in die Sonne zum Wiederkäuen. Was für ein friedliches Bild, welche Ruhe hier herrscht, es ist einfach nur wohltuend. 

Auch heute beobachte ich wieder die Pferde Pablo, Dark, Indy und Harry sowie Lucky auf der angrenzenden Weide. Und dabei fällt mir auf, dass Pablo ständig rumläuft. Ich gehe zu ihm hin und merke, dass er zwar den Kopf am Boden hält, jedoch eher wenig frisst. Oje, nicht gut, jetzt muss der Tierarzt her. 

Später gehe ich auf die Weide, ich will Dark holen, um reiten zu gehen. Ich sehe, wie Pablo trämpelet, dh. er verlagert das Gewicht von links nach rechts, um seine Hufe zu entlasten. Das sieht böse nach Hufreheschub aus, also stelle ich ihn auf den Paddock. 

Den Ausritt mit Dark geniesse ich sehr, es ist super Wetter, ideal um zu reiten. Nicht zu heiss, sonnig und noch fast keine Fliegen, mega. Dark ist motiviert und macht gut mit, allerdings muss ich langsam machen, denn ich merke, dass Sandor nicht mehr so mag. Wir passen unser Tempo als dem Hund an. 


Mittwoch, 3. Mai 23

Der Tag beginnt normal mit misten, es ist immer noch relativ kalt am Morgen. Auf jeden Fall zu kalt, um ohne Jacke rumzulaufen, merke ich, denn ich warte mit Pablo nach dem Misten auf den Tierarzt. Sie untersucht ihn, bestätigt leider die Diagnose Hufrehe und nimmt Blut, welches vielleicht eine Erklärung liefert, warum er seit Wochen nicht mehr richtig frisst. Er muss nun leider die nächsten Tage in der Boxe bleiben und Pablo ist "not amused"! Und dennoch sehr brav, gottseidank. Er wiehert zwar immer wieder, ansonsten bleibt er jedoch ruhig und bewegt sich nicht gross. Er kriegt nun mehrere Tage hochdosiert Schmerzmittel und dann schauen wir weiter. 

Statt dem Mittagsspaziergang habe ich mir jetzt angewöhnt, zuerst zu den Pferden und Lucky auf die Weide zu gehen, schnell Hallo zu sagen und zu schauen, ob alles gut ist. Lucky kommt mir immer entgegen  und er scheint sich über die Abwechslung zu freuen, er ist einfach ein Riesenschätzeli. 

Danach sind wieder die Kälbchen dran, ich bin wieder ca. 2 Stunden beschäftigt mit Weide abbollen. Marco und andere Männer kommen ab und zu mal gucken (und ich sehe ihnen an, wie sie mich auslachen), ich geniesse jedoch einfach das Zusammensein mit diesen lieben Tierchen. Sie werden immer zutraulicher und einige davon kann ich nun schon richtig kraulen. Ich habe rausgefunden, an welcher Stelle sie es mögen, und wenn ich sie da zu packen kriege, bevor sie weglaufen, dann halten sie still. 

Meine Beiden kennen mich bereits und sind schon recht zutraulich. Ich kann mich sogar neben Happy setzen während sie liegt und sie kraulen, wie schön ist das denn. Browny (das einzige braune Kälbchen) ist recht forsch und kommt ab und zu sogar zu mir, um seine Streicheleinheiten einzufordern. So herzig. 

Am Abend versuche ich es dann, mit Dark auf dem Viereck zu reiten. Auch unter dem Sattel bleibt er sehr brav, drückt an der Kälbchenweide entlang zwar weg, ist jedoch wirklich erstaunlich gelassen. Auch die Kälbchen, was mich erstaunt, denn ich habe beobachtet, dass sie wie wild rumrennen, wenn Indy im Viereck ist. Spannend ... 


Donnerstag, 4. Mai 23

Auch heute bleibt Pablo noch drinnen, und die Schmerzmittel scheinen Wirkung zu zeigen. Er frisst wieder etwas Heu und das ist doch ein gutes Zeichen! Vielleicht hat er einfach die letzte Zeit nicht gefressen, weil er Schmerzen hatte, und hat diese nicht gezeigt? Hoffen wir es, denn auch der Anruf des Tierarztes gibt zu Hoffnung Anlass. Sie findet nichts Auffälliges im Blut. 

Und auch heute mache ich die obligate Tour über die Weide, sage Lucky und Dark Hallo und gehe dann wieder zu den Kälbchen. Auch heute, abbollen und kraulen steht auf dem Programm, und noch immer ist das Wetter herrlich. Sonnig, warm und doch noch nicht voll heiss. HERRLICH!!

Nach getaner Arbeit gönne ich mir eine Ruhepause auf der Terrasse und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Es ist so schön warm, richtig Frühling. Allerdings halte ich es nicht lange aus, da die Nachbarn lautstark diskutieren und verziehe mich zu einem Spaziergang mit Sandor in den Wald. Danach bringe ich den Kälbchen Heu auf die Weide, sie hatten schon am Morgen nichts mehr, und da weit und breit kein Marco zu sehen ist, der das Heu bringen sollte, fülle ich halt die Heuraufe selber auf. Die Kälbchen danken es mit Muhen und Fressen :-)

Als ich meine letzte "Bettmümpeli"-Runde mache, scheint der Vollmond extrem schön durch die einzelnen Wolken. Was für eine wunderbare, friedliche Stimmung. 


Freitag, 5. Mai 23

Da ich heute morgen noch kurz nach Ede gehe, um Einkäufe zu machen, kann ich die Kälberweide erst am Nachmittag abbollen. Leider fängt es genau dann auch an zu regnen und ich werde pitschnass. Das macht mir allerdings nicht viel aus, denn was wäre ich für eine Bäuerin, wenn ich Regen nicht mag :-). Auch heute muss ich ihnen wieder Heu bringen. Die Kleinen werden alle auch patschnass, da es allerdings nicht sehr kalt ist, denke ich, dass sie den Regen eher schätzen. Viele von ihnen haben juckende und offene Stellen im Fell und der Regen tut da bestimmt gut. 

Immer wieder höre ich Pablo rufen, der Arme, leider muss er auch heute und die kommenden Tage noch drinnen bleiben. 

Der Regen hört gegen Abend wieder auf und so kann ich Dark noch im Trockenen reiten. Wir gehen wieder auf das Viereck und heute drückt er bei den Kälbchen schon nicht mehr so weg. Brav :-). 

Den Abend geniessen wir, Sandor und ich, dann gemütlich vor dem Fernseher bei Let's Dance. Die Katze hat übrigens ein neues Plätzli gefunden, sie schläft jetzt auf der Treppe. 


Samstag, 6. Mai

Am Morgen gehe ich mit Sandor etwas länger laufen, wir geniessen den Wald und das wunderbare Wetter. Der Wald ist nun auch hier schön grün und die Sonne scheint, und es ist noch nicht allzu heiss. Nach dem Laufen fahre ich direkt nach Lunteren, wo ein grosses Friesen-Pferde-Fest stattfindet. Es sind Zug- und Reitpferde-Prüfungen und davon habe ich zwar schon gelesen, aber war noch nie live dabei. Es war einerseits superschön, diese wunderbaren Friesen in Natura und in Bewegung zu bewundern, auf der anderen Seite waren die Prüfungen schon etwas sehr einseitig. Es ging vor allem darum, im Trab mit spektakulären Gängen zu imponieren, Schritt und Galopp waren nur ganz kurz in den Reitprüfungen gefragt. Und dies erst noch einfach gerade aus, also sehr einfach. Dafür musste alles spektakulär sein und viele Friesen zeigen wirklich einen extremen Trab. Ob das alles nur mit Talent und Geduld bei der Ausbildung zu erreichen ist ...? Ich fürchte eher nein und deshalb sehe ich die Prüfungen auch mit etwas skeptischem Auge. Trotzdem, die Friesen sind einfach imposant und die schönste Rasse der Welt. 

Nach den tollen Pferden geht es wieder ab zu den tollen Kälbchen - Weide abbollen, Kälbchen streicheln und an Menschen gewöhnen. Heute haben sie Silage gekriegt und sind gut gelaunt. Sie verfolgen mich bzw die Mistkarrette und haben so ihre spinnigen Minuten, dann flitzen sie im Vollspeed über die Weide und spielen miteinander. So schön zu sehen!



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