25.-30. April 23

Smoes, die Katze des Hofes, hat begonnen, sich bei mir einzunisten. Gut, ich gebe zu, ich habe sie ab und zu etwas gefüttert, nachdem ich gesehen habe, dass sie in ihrem Riesentopf mit Futter liegt - und nicht frisst, sondern dort einfach nur kauert und wartet. 

Die ersten paar Tage ist Smoes sehr scheu, allerdings wird sie immer zutraulicher. Anfassen und aufheben kann ich sie nach ein paar Tagen, und wenn sie auf dem Schoss ist, beginnt sie sofort lautstark zu schnurren. 

Die ersten paar Tage hat sie sich auf der Wand neben der Treppe installiert, dort hat sie alles im Blick. Leider ist die Wand sehr schmal und sie ist mehrmals runtergefallen, nachdem sie eingeschlafen ist. So habe ich ihr eine Decke auf dem Tisch hingelegt und nachdem ich sie dort mehrere Male hingelegt habe, ist sie auch geblieben und hat dort jetzt ihren Schlafplatz. Allerdings bringe ich sie regelmässig nach draussen, da ich kein Katzenkistli (Klo) für sie habe. Dass sie eine Wildkatze ist, hat sie bewiesen, nachdem sie eine ganze Taube gefangen und vollständig verspiesen hat. Igitt! Ich habe sie gerade erwischt als sie die Taube wohl kurz vorher erwischt hat, wenig später waren nur noch ein paar Federn übrig. 

Sie kommt nun regelmässig, frisst ihr Nassfutter mit Genuss und installiert sich dann entweder auf der Decke oder auf der Heizung. Wenn ich sie packe, bleibt sie auf meinem Schoss und schnurrt sehr laut, allerdings ist sie immer noch eher scheu. So habe ich nun also auch ein "Teilzeit-"Büsi. 

Durch die vielen Regengüsse der letzten Zeit haben sich die Weiden in kleine Seen verwandelt, auch im Wald sind viele Wege sehr matschig. Auf der grossen Weide der Pferde haben sich sogar Enten eingefunden. Lucky findet die Tümpel gar nicht spassig, zudem vermisst er seine Kuh-Kollegen. Da sich die Pferde nicht gross für ihn interessieren, freut er sich immer, wenn Sandor zum Spielen auf die Weiden kommt. 


Donnerstag, 27. April 23

Heute ist Königstag und man könnte meinen, heute geht es darum, wer am meisten Lärm macht. Bereits früh morgens um 6 Uhr ist es so laut, dass ich aufstehe und mit dem Hund rausgehe. Den ganzen Tag plärrt der Lärm, die Lautsprecher und die Maschinen und die Bilder der Städte sprechen Bände: voll, voll, voll. Alles orange. Die feiernden Menschen haben Glück, es ist zwar am Morgen sehr kalt (-2°!), es bleibt jedoch sonnig und die Sonne wärmt am Nachmittag wunderbar, sodass es draussen angenehm wird. 

Ich hüte mich, in die Stadt zu gehen und hüte anstatt dessen den Hof. Die Kassings sind ausgeflogen und ich bin am Nachmittag und Abend alleine. Ich nütze die Zeit, die verwahrlosten Pferde wieder etwas zu striegeln und mir fällt auf, dass sie viele neue Wunden haben. Einige davon sind sehr lang und schmal, ich vermute mal, die Hörner der Longhornrinder, mit denen die Pferde den Stall teilen, haben sie gestreift. Ein Pferd hat jedoch auch andere, runde Wunden, und sehr dicke, aufgeschwollene Beine. Ich vermute, der arme Kerl hat ein paar Huftritte und Bisse abgekriegt ... Ich gebe mein Bestes, die Pferde sauber zu kriegen und sie scheinen es auch zu geniessen. Fast ein bisschen zu sehr, denn sie bedrängen mich ganz schön und ich kann mich kaum bewegen. 

Als ich versuche, die Wunden mit Salbe zu bestreichen, kickt das Pferd aus und versucht auch, mich zu beissen. Er scheint sehr grosse Schmerzen zu haben, dass er so aggressiv reagiert. 

Als ich am Abend unsere, also die Hof-Pferde reinholen will, stehen sie alle ganz hinten, weit weg und haben keine Lust, reinzukommen. Wer allerdings auf mein Rufen reagiert, ist Lucky, so schnusig. Als er seinen Namen hört, dreht er den Kopf zu mir und kommt langsam über die ganze Weide angetrottet. Jööö, ich freu  mich grad so riesig, er scheint mich wirklich zu mögen.

Im Gegensatz zu Indy, der hat das Spielchen "Fang mich doch" entdeckt und lässt sich das Halfter nicht anziehen. Wie so oft in letzter Zeit ... Idiot. Also bleibt er draussen. So gegen halb neun versuche ich nochmals, ihn einzufangen, und mit etwas List gelingt es. So sind alle wieder zufrieden drinnen am Fressen, sogar Pablo mümmelt etwas an seinem Heu. 


Freitag, 28. April 23

Heute ist viel los auf dem Hof, es kommen mehrere Gäste, die Ferienhäuser sind vermietet. Im Nachbarhaus haben sich 5 Mädels / junge Frauen aus Deutschland eingerichtet und lärmen bis nachts um 01.00 Uhr. Ok, einmal bin ich tolerant, hoffe aber sehr, dass das die nächsten Weekends nicht so weiter geht. Die Häuschen sind jetzt für die nächsten 3 Weekends ausgebucht. Wir werden sehen. 

Samstag, 29. April 23

Als ich heute morgen am Misten bin, sehe ich, wie Marco die Kälberställe "mistet" (er muss mit der grossen Traktorschaufel den riesen Hauen Mist raustransportieren) und die Kälber sind in den Zwischengang gesperrt. Ich wundere mich, dass er die Ställe mistet. In der Regel heisst das, dass die Tiere dann abgeholt (oder weggebracht) werden. 

Und tatsächlich, Marco hängt den Anhänger an, allerdings an den Gabelstapler, damit kann er doch nicht weit fahren ...? Ok, die Metzgerei ist ja auch "nur" in Arnhem. Es beelendet mich zu sehen, dass die Kälber abtransportiert werden sollen, auch wenn ich irgendwie froh bin. Sie stehen hier so knietief im Mist, dass es mir jedes Mal das Herz bricht. Und gefüttert werden sie auch kaum, ich renne jeden Morgen und Abend mit dem Heu hin und her, weil sie wieder nichts zu fressen haben. 

Ich höre, wie Marco die Kälber in den Transporter bugsiert und dann losfährt, aber warte mal, er fährt ja in die falsche Richtung? Er fährt über den Hof zu der kleinen Weide neben dem Dressurviereck und lädt die Kälber dort aus. WOW ...!!! Hält er nun endlich sein Versprechen und lässt sie raus auf die Weide. 

Die Kälbchen wissen zu Beginn gar nicht so richtig, was sie mit ihrer Freiheit anfangen sollen und stehen verloren am Gatter rum. Sie müssen auch ganz offensichtlich noch lernen, was Strom bedeutet, einen Stromhag kennen sie auch nicht. 

Ich kann nicht anders und gehe sie immer wieder besuchen und versuche wieder, mit den einzelnen Kälbchen zu nähern. Es hat so einige darunter, die sind ganz schlimm dran, eines davon fällt mir hier noch mehr auf als im Stall. Es sieht aus, als sei es am Kopf halb gelähmt, eine Seite hängt ihm runter und ist geschwollen. Trotzdem kommt es neugierig näher und frisst mir auch vorsichtig aus der Hand, um dann wieder wegzurennen. Da bleibe ich ganz sicher dran, dem Kleinen soll es jetzt besser gehen. 

Ich freue mich jetzt erst einmal, dass alle Kälber die Sonne und das Gras geniessen können. Der Wermutstropfen ist Lucky, er ruft den ganzen Tag nach seinen Kumpels und möchte so gerne zu ihnen ... 

Sonntag, 30. April 23

Heute habe ich leider wenig Zeit für die Kälbchen, es ist viel los. Am Morgen ragt mich Willemiek, ob ich mit ihr auf die Valouwe gehen will, da ist ein internationaler Military-Concours und ein Kollege von ihr startet im Cross. Natürlich habe ich Lust zu gehen und freue mich über ihre Anfrage. Wir gehen mit dem Velo, die Geländestrecke ist ja eh nur ein paar Kilometer entfernt. 

Bei wunderschönem und vor allem warmen Sonnenschein gucken wir ein paar Starter und ich staune immer wieder, wie furchtlos diese Reiter und Pferde über den Parcours fetzen. Kaum zuhause, gehe ich mit Sandor eine lange Runde, denn er wird den ganzen Abend alleine sein. Ich bin eingeladen bei Jan und Noes, die Bekannten, die ich vor 37 Jahren in Genf kennen gelernt habe. Sie haben mich letztes Jahr in Otterlo besucht und heute besuche ich sie in Woerden. Es ist ein gemütlicher Abend mit Raclette - lustig, dass auch sie das nicht kennen. Es schmeckt ihnen sehr und das freut mich natürlich. Ich habe zu diesem Anlass extra meinen Racletteöfeli mitgenommen, nur leider habe ich nicht bedacht, dass der CH-Stecker nicht geht in NL. Gottseidank haben sie noch einen Tischgrill, und so schmilzt der Käse dann auf dem Grill. 

Mir fährt etwas schräg ein, dass Noes so sehr von den Tieren schwärmt und dass sie so gerne mit mir tauschen würde. All die Lämmchen, Kälber und anderen Tiere zu versorgen würde ihr so Spass machen. Vor allem die Kühe haben es ihr angetan, sie "liebt" sie so sehr. Ah ok - und warum erzählt sie dann ständig von dem leckeren Fleisch, das sie auf dem Tischgrill zubereiten?

Schizophrene Leute ... es ist ein geselliger Abend, trotzdem bin ich froh, dass ich mich nicht mehr so oft unter solche Leute begeben muss. Es ist so anstrengend, wenn man sich ständig verstellen bzw. zusammen reissen muss. Am liebsten hätte ich sie gefragt, warum sie denn die Tiere isst, die sie doch angeblich sooooo sehr liebt? 



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