21. - 28.1.23

21. Jan 23

Gestern bin ich nach einer schnellen Fahrt so gegen 19.30 gut in Otterlo angekommen. Wir haben nur 6 Stunden gebraucht, und die vergingen wie im Flug ... Leider ist das Haus nicht geheizt als ich ankomme und so verbringe ich eine kalte Nacht bei ca. 10° eingewickelt in Decken. Ich kann mir einen kurzen Besuch im Stall nicht verkneifen und begrüsse alle Tiere. Es geht allen gut. Die Kühe sind noch da und neu dazu gekommen sind noch ca. 200 Schafe. Die schaue ich mir dann am nächsten Morgen an. 


22. Jan 23

Der Sonntag begrüsst mich ebenfalls sehr kalt, alles ist gefroren. Deshalb kommen die Ponys heute nicht auf die Weide, die Pferde schon. Immerhin ist es einigermassen schönes Wetter :-). 

Den Kühen scheint es soweit gut zu gehen, sie fressen viel und sind auch ein biiiiisschen zutraulicher geworden. Allerdings stehen sie ziemlich im Matsch, mit Misten scheint es hier auch nicht viel her ... 

Die Schafe hingegen sehen ziemlich mies aus, die armen Tiere! Viele von ihnen hinken, die Wolle hängt ihnen runter und sie sind übersät mit Wunden. Der grösste Teil viel zu mager ... 

Als ich mit der Schubkarre am Schafstall vorbeilaufe, bringt Marco grad einige tote Tiere raus, sie haben die Nacht nicht überlebt. Er zeigt mir die Herde und erklärt mir, woher sie kommen. Wie können Menschen nur so grausam und herzlos sein! Eines der Schafe ist in einem sehr erbärmlichen Zustand, es liegt nur da, kann nicht aufstehen und hat die halbe Wolle auf dem Rücken weg. Marco gibt ihm keine Chance mehr. Als er weg ist, besuche ich das Schaf nochmals und gebe ihm zu essen und zu trinken, decke es ab mit einer warmen Decke und spreche ihm gut zu. Naja natürlich ist es in einem schlimmen Zustand, trotzdem ist es nicht getan, einfach einen Kessel in das Abteil zu stellen. Wie soll das Schaf da trinken, wenn es nicht aufstehen kann? Ich nehme ein kleines Schälchen mit und gebe ihm Wasser, es trinkt dankbar sehr viel. Und frisst auch. Ich nehme mir vor, so oft wie möglich vorbeizuschauen und es zu füttern. 

Der Stall nebenan ist auch voll mit Schafen, hier stehen die Böcke. Lämmchen hat es auch ein paar, allerdings sind offenbar schon viele gestorben, da in einem schlechten Zustand. 

Am Nachmittag longiere ich Pablo vorsichtig, allerdings nur im Schritt, der Boden im Viereck ist gefroren. Lucky kommt sofort gucken und Pablo begrüssen. Am Abend ist dann Dark dran, er läuft schon sehr entspannt neben den Kühen durch. Er scheint sich an diese gefährlichen Tiere gewöhnt zu haben :-).

Am Abend gehe ich dann nochmals zum Schaf und packe es gut ein und lege ihm eine heisse Bettflasche unter die Decke. Es scheint die Aufmerksamkeit zu geniessen und wendet mir seinen Kopf zu und sieht mich mit grossen Augen an. Was für liebes, herziges Tierchen! 

Nebenan ist ein Lämmchen, dessen Mutter zu wenig Milch hat, hmm, was soll ich tun ...? Gottseidank sehe ich ein wenig später Willemiek mit einer Milchflasche rumlaufen, gut, sie gibt ihm also zusätzlich Milch! Sonst hätte das Kleine wohl keine Chance. 


23. Jan 23

Am morgen früh gehe ich als erstes nach dem Hundespaziergang zum kranken Schaf. Es lebt und es frisst und trinkt sehr gut, die Bettflasche ist immer noch warm. Leider ist sie kaputt, ich kriege den Verschluss nicht mehr auf und kann so dem Schaf keine neue Bettflasche mehr machen. Mist aber auch!

Tagsüber gehe ich immer wieder mal gucken und es scheint mir recht aufgeweckt. Da es viel frisst, scheisst es auch viel und ich muss da mal sauber machen, weiss allerdings nicht so recht, wie ich das anstellen soll. Das Schaf aufzuheben ist ziemlich mühsam, das geht irgendwie nicht und stehen kann es nicht. Die Scheisse verdreckt seinen halben Körper. Mit Ziehen und schieben gelingt es mir, die Scheisse so halbwegs wegzuräumen und das Schaf trocken zu legen. Danach stinke ich leider grauenhaft und der Geruch ist nur schwer aus den Kleidern zu bekommen... Egal. Was sind Kleider gegen das Leben eines Tieres. 

Der Boden  ist nicht mehr gefroren und so kommen alle wieder auf die Weide. Lucky interessiert sich trotzdem nicht für seine Weidekumpels, die Ponys, er steht nur vorne bei den anderen Kühen und muht ihnen zu. Achje, könnte ich ihm doch nur ein paar Gspänli besorgen. 

Pablo und Darkli dürfen heute wieder an der Longe arbeiten, heute mit viel Trab und Galopp, da der Boden aufgetaut ist. Das machen sie gut und beide laufen toll. Mit Sandor gehe ich wie vom Tierarzt verordnet an der Leine laufen, das findet er echt doof, ist nun aber halt so. Er hat einen Kreuzbandanriss, der operiert bzw gespritzt wurde und nun  müssen wir die Heilung abwarten, bis er wieder ab der Leine darf. Da er immer noch recht stark humpelt, könnte das eine Weile dauern ... 


24. Jan 23

Am morgen früh gehe ich wieder zum Schaf und oje, ist es tot? Es liegt mit dem Kopf verdreht regungslos da, auch als ich es berühre. Es ist noch nicht lange tot, denn es ist noch warm ... In der Boxe neben ihm sind zwei Lämmchen geboren. Als ich zu den Lämmchen steige bewegt sich "mein" Schaf wieder und hebt den Kopf, ohhhh, Gott. Es ist sehr schlecht zwäg, es will nicht fressen, nicht trinken. Ich halte und streichle es und es lehnt den Kopf an meine Knie. Ich kann diesen Moment nicht beschreiben, er berührt mein Herz mittendrin. In der Stille des Morgens und in der Dunkelheit bleibe ich eine Weile bei ihm, streichle es und rede ihm gut zu. Sobald ich gemistet habe, will ich wieder kommen und es in frisches Stroh legen. 

Leider ist heute morgen extrem viel los auf dem Hof, es hat viele Leute, die sich die Schafe und Kühe angucken. Auch der Taxateur ist wieder da, und so kann ich lange nicht mehr zum Schaf. 

Den ganzen Tag sind die Männer mit den Schafen zugange, ich erfahre nachher, dass sie die Schafe gewaschen haben. Eher wohl mit kalten Wasser abgespritzt, und dann kriegten die Schafe so ein Mittel auf das Fell, das die Ekzeme lindern soll. Vielen von ihnen hängt ja die Wolle runter, sie löst sich von der Haut, weil da ein Pilz wuchert. Das juckt auch ganz furchtbar, nur ohne Wolle frieren die Schafe. So wie "mein" Schaf, das auch nur noch die Hälfte der Wolle hat und den ganzen Rücken und Kopf schon nackt ist. 

Als ich dann am Abend nach dem Abendstall endlich wieder zum Schaf gehen kann, als sich alle anderen verzogen haben, scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Es krampft, strampelt mit den Beinen, versucht zu mähen und hat offensichtlich Schmerzen. Ich versuche, es ein bisschen mit Stroh zu polstern, sodass es sich beim Strampeln nicht verletzt und halte es. Bis ich plötzlich eine Blutlache sehe ... Das Schaf liegt in den Wehen! Es hat eine Fehlgeburt und ich ziehe das natürlich tote Lämmchen aus ihrem Körper. Es ist sehr klein, viel zu früh geboren und hatte keine Überlebenschance. Die Mutter versucht an ihr Lamm zu kommen und ich lege ihr das tote Kind vor die Brust, so dass sie sich wenigstens verabschieden kann. Sie beginnt sofort, es zu lecken und mir bricht das Herz bei diesem Anblick. Was muss das arme Schaf alles durchmachen!

Ich bleibe ein bisschen bei den beiden und sehe den Lämmchen in der Nebenboxe zu, die rumspringen und das Leben lustig finden. Die Schatten- und Sonnenseiten des Lebens auf 1 qm vereint ... 

Dieses Erlebnis beschäftigt mich sehr, zudem macht mir Sandor etwas Sorgen. Er kratzt sich blutig, ich hoffe, dass dies nur eine Reaktion auf die Medikamente ist. Diese kann ich ja heute absetzen und dann sollte es - bitte bitte - wieder besser werden. 

PS. das Lämmchen auf dem Foto ist das Gesunde aus der Nebenboxe.


25. Jan. 23

Ganz früh am Morgen gehe ich nochmals zu meinem Schäfchen und verabschiede mich von ihm. Ich weiss, dass heute der Tierarzt kommen wird, um es einzuschläfern. Dieses Schaf und auch ein weiteres, welches leider nicht mehr auf die Beine kommt, werden die Spritze erhalten. Es ist hier kein Platz für "tüddeln"... 

Der Abschied fällt mir sehr schwer, denn das Schaf begrüsst mich mit munterem Blick. Es scheint schon auf mich zu warten und es frisst genüsslich das Futter, das ich ihm bringe. Auch trinkt es viel, ach würde es doch nur wieder aufstehen ... ich kontrolliere nochmals, dass die Decke es schön warmhält, die Wärmeflasche noch warm ist und putze die Kacke weg. Und dann ist es Zeit zu gehen ... 

Den ganzen Morgen bin ich in Meetings und muss dabei immer wieder an das Schäfchen denken. Nun ist es bei seinem Baby und die beiden sind vereint. Das tröstet mich ein wenig. 

Ansonsten ist heute viel los, viel Arbeit und gefühlsmässig ein riesen Auf und Ab. Die leere Boxe anzutreffen am Abend macht mich richtig traurig ... Umso dankbarer bin ich, dass es Dark, Pablo und Lucky und all den anderen Pferden gut geht. Auch die Kühe scheinen sich zu erholen und werden neugieriger, schön zu sehen. 


26. Jan 23

Der Alltag hält wieder Einzug, der Hufschmied kommt für alle und Dark und Pablo erhalten neue Eisen. Das Wetter ist sehr neblig, am Nachmittag drückt etwas die Sonne durch, allerdings komme ich kaum etwas mit vom Wetter, ich bin die meiste Zeit am PC. Mit Sandor gehe ich auch nur kurz raus, er humpelt noch immer. Einen Besuch im Schafstall mache ich nur ganz kurz, es sind wieder zwei Lämmchen geboren, oh Gott sind die süss. Und gottseidank auch gesund und munter. 


27. Jan 23

Ein stinknormaler Tag mit trübem, kaltem, grauen Wetter. PC-Arbeit, unterbrochen von Stallmisten, Pferderaus- und reinbringen, Spazieren mit Sandor, reiten am Abend. So werden wohl auch die nächsten Tage sein. 

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