3.5.22

Da ich weiss, dass heute ein Ausritt sowieso nicht drinliegt (Abends Zoommeeting, und ich möchte mich noch vorbereiten und einstimmen), unternehme ich einen langen Mittagsspaziergang mit Sandor. Mein Ziel ist es, heute den Eingang für die Pferde für den Wald hinter dem Feriendorf zu finden, und deshalb laufe ich recht lange gerade aus. Ich weiss aus früheren Wanderungen, dass da irgendwann mal eine Strasse kommt, die wieder zum Roekele Weg führt, vielleicht gibt es da wirklich irgendwo einen Eingang für die Pferde. Die Strasse finde ich, und der laufe ich nun auch entlang, immer mit der Richtung Heimatstall im Kopf. Wir verfransen uns dennoch bzw. ich laufe weiter, als ich eigentlich vorhabe, und lerne zwar neues Gebiet kennen, komme aber nur über die Hauptstrasse wieder nach Hause, ohne den ganzen Weg wieder zurücklaufen zu müssen. Wir finden uns schlussendlich in Wekerom wieder, da kann ich nur der Hauptstrasse entlang laufen, das ist der schnellste Weg. Und da es mir reicht für heute mit laufen und ich nach Hause will, nehme ich halt den schnellsten Weg, die Strasse, die ich sonst mit dem Auto fahre. Immerhin entdecke ich ein Kulturzentrum in Wekerom und die Strasse ist mit Rhododendronbüschen gesäumt, die bereits blühen. Es ist warm, so richtig schwül, und mir ist unangenehm warm, ich habe natürlich viel zu viele Pullover angezogen.

Als ich dem Damakkerweg entlanglaufe, der zum Hof führt, fährt ein Viehtransporter an mir vorbei … und ja, leider, er biegt auf den Weg zum Hof ein. Achnee, echt jetzt, jetzt war ich so lange unterwegs und muss trotzdem zuschauen, wie die Kühe auf den Transporter geladen werden? Es ziehen dunkle Wolken auf am Horizont, es sieht nach Gewitter aus, wie passend. Ich fühle mich traurig, elend, und es fällt mir schwer, den Lauf der Dinge zu akzeptieren. Kaum bin ich in meiner Hütte, beginnen sie auch schon mit dem Aussortieren der Kühe und Rinder. Ein Teil wird sofort auf den Laster geladen und abtransportiert, ein Teil bleibt noch abgesperrt hier und wird später abgeführt. Alles direkt vor meinem Fenster. Ich kann nicht hinsehen und verstecke mich weinend hinter dem Vorhang. Sie sind mir alle sehr ans Herz gewachsen in dieser kurzen Zeit, jede einzelne Kuh, alle Rinder und das lustige Kälbchen, und im Stillen nehme ich Abschied von ihnen und wünsche ihnen eine gute – kurze, schmerz- und angstfreie – Reise über die Regenbogenbrücke.

 

Es bleibt mir irgendwann nichts anderes übrig als weiterzuarbeiten, der Ausblick auf die zunächst leere Weide ist ein Stich ins Herz. Kurz danach kommen neue Rinder an, doch ich mag mich jetzt irgendwie gar nicht mit ihnen beschäftigen. Wie wenn sie es spürt, kommt das Huhn ans Fenster und nistet sich davor ein, so herzig. Irgendwann bin ich dann so mit den Vorbereitungen für den Abend beschäftigt, dass ich sogar die Zeit vergesse, die Pferde reinzuholen. Ich höre ihr Getrappel und registriere, ah ok, Willemiek hat sie reingeholt, und bleibe dann sitzen. Die Challenge am Abend bringt mich wieder auf andere Gedanken und kann die Emotionen vom Nachmittag etwas setzen lassen. 

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