29.4.22

Heute ist früh aufstehen angesagt, irgendwie kann ich ab 05.00 Uhr nicht mehr schlafen und schon frühmorgens werde ich bombardiert mit Nachrichten. Na gut, dann also grad ran an die Arbeit. Als ich so mehr oder weniger konzentriert am Laptop sitze, höre ich im Laufe des Morgens Pferde auf dem Dressurviereck. Natürlich muss ich aus dem Fenster linsen, bin neugierig, was die Feriengäste so mit ihren Pferden machen. Es sind dem Aussehen nach zu beurteilen Tinker, hübsche Pferde, die sich allerdings von einem wie ein Idiot rumrennenden Indy beeindrucken lassen. Indy und Dark sind auf der einen Seite des Dressurvierecks am Grasen, Harry auf der anderen, der kleineren Weide, da er ja gestern humpelte und heute nicht rennen sollte. Dark grast schön brav und muss sich immer wieder gegen den aufdringlichen Indy zur Wehr setzen, dieser findet es sehr spannend, die neuen Pferde auf dem Viereck aufzumischeln … Oje, ich weiss jetzt nicht, ob die Gäste da so Freude daran haben … Sie geben allerdings nicht auf und gegen Schluss geht es dann so mehr oder weniger.
Der Mittagsspaziergang führt uns wieder ins Roekele Bos, wo ich immer noch nach einem Eingang für die Pferde suche. Mir ist klar, dass ich mit Dark nicht durch den Ferienpark reiten kann, trotzdem wäre es toll, auch mit ihm mal in diesem Wald ein paar Galopps zu machen. Und gemäss Karte sollte irgendwo auch ein weiterer Waldeingang sein, ich habe ihn bisher nicht gefunden. Auch heute nicht.
Den Nachmittag verbringe ich wieder am Laptop und mit dem Beobachten der Kühe. Das kleine Kalb will unbedingt seine Mutter zum Spielen animieren, es erinnert mich sehr an die Lämmer, die auch ständig auf ihren Müttern rumgetanzt sind. Nach einer Weile kommt der grosse schwarze Stier, jagt den Kleinen weg und beginnt, die Mutter abzulecken, wie herzig! Der Kleine versucht es noch ein paar Mal, seine Mutter zu nerven, doch gegen den Stier hat er keine Chance.
Als ich so am Arbeiten bin, merke ich plötzlich, wie alle Kühe auf die eine Seite sehen und sich auch Richtung Eingang bewegen. Natürlich will ich nachsehen, was los ist und in dem Moment stapft ein Mann in blauer Überhose dem Weidezaun entlang und begutachtet die Kühe. Ach du meine Güte, das ist wohl der Metzger … ich weiss, dass die Kühe in den nächsten Tagen wegkommen und so sehr ich es mir auch anders wünsche, gehe ich mal davon aus, dass die sehr handicapierten Tiere nicht auf einen Gnadenhof kommen. Mir wird das Herz schwer und es tut sehr weh, wieder so direkt mit der brutalen, menschgemachten Auslese konfrontiert zu sein.
Der Mann telefoniert kurz, geht dann wieder und die Kühe (und ich) haben offenbar noch eine Gnadenfrist. Sie legen sich nach der Aufregung wieder gemütlich hin und dösen an der Sonne. Sie so in Frieden und Harmonie zu sehen, mit diesen traurigen Abschieds-Gedanken im Hinterkopf trifft mich sehr. Es ist schwierig, in dieser Situation neutral und emotionslos zu bleiben.
Nach einer Weile bringt mir Willemiek eine Tomatensuppe und Käse, man kann diese Sachen bei der lokalen Bäuerin bestellen und diese bringt die bestellten Waren mit dem «Käsebus» direkt vor die Haustüre. Und was sehe ich zu meinem Entsetzen: Sogar in der Tomatensuppe hat es Rindfleisch! Nein, sorry, aber diese Suppe kann und will ich nicht essen. Mal sehen, wie ich sie «entsorge».
Abends ist wieder Dressur auf dem Viereck mit Dark angesagt, ich bin gespannt, ob er heute etwas flüssiger und fleissiger läuft. Während ich mit ihm Schulterherein übe, kommen die Gäste - die Tinkerbesitzer - und holen ihre Pferde von der Weide. Wir halten einen kurzen Schwatz, sie finden Dark sooo toll und schön (jaaaa das ist er!). Als sie die Pferde von der Weide holen und an Dark vorbei führen, rechne ich damit, dass er wieder ausflippt, da er ja in seiner Boxe voll durchdreht, wenn die Pferde weg geführt werden, wie ich ja leider am Mittwoch Morgen miterleben durfte. Hier unter dem Sattel bleibt er allerdings recht cool, ein paar Mal guckt und wiehert er und dann ist er wieder "bei mir". Wie schön und auch wie beruhigend. 
Nach einem doch recht intensiven Training bringe ich Dark wieder in den Stall und merke, dass Harry liegt, voll komisch mit dem Kopf gegen die Wand und er donnert seinen Hals und Kopf auch immer dagegen. Wieder eine Kolik? Ich vermute schon und gebe Willemiek Bescheid, die auch sofort kommt und mit Harry laufen geht. Er ist heute sehr unruhig, legt sich auch immer wieder hin und atmet heftig. Die Anzeichen sind dieses Mal deutlich stärker als die letzten Male und auch das Buscopan scheint nicht zu wirken. Ich habe noch Buscopan von Ulbe übrig gehabt und dieses mitgenommen, und die letzten beiden Male hat es Harry gut geholfen. Heute aber bleibt er unruhig und hat offensichtlich Schmerzen, sodass Willemiek den Tierarzt ruft. Dieser kommt dann auch nach einer gefühlten Ewigkeit, spritzt Entspanner und Schmerzstiller und Harry geht es danach auch wieder gut. Allerdings darf er nicht in seine Boxe, er darf nicht essen und wird in die leere Boxe neben Dark gestellt. Armer Harry, das passt ihm gar nicht ... Trotzdem bin ich 1. froh, dass es ihm besser geht und 2. dass ich endlich unter eine warme Dusche kann, mir ist nun durch das lange Rumstehen in der Kälte doch kalt geworden. Zudem bin ich heute ungewöhnlich müde und schlafe nach kurzem Lesen schnell und früh ein - um 22.30 schlafe ich wie ein Stein!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0