16.4.22

Heute Morgen werde ich um 7 Uhr in der Früh begleitet beim Sandorspaziergang vom Baulärm des Nachbarn grad "ennet" dem Zaun, unglaublich. Komische Leute, die sind mir irgendwie seit Beginn gar nicht sympathisch. Nach dem Misten kriege ich Besuch – Willemiek kommt zu mir zum Kaffee 😊. Auch Meike, die Tocher, schaut nachher noch rein und wir sitzen zu dritt richtig gemütlich zusammen, über eine Stunde. Wir tratschen und ich finde es sehr spannend, was sie mir über die Leute hier erzählt. Offenbar bin ich hier in einer sehr christlichen Gegend gelandet, die doofen Nachbarn zum Beispiel sind sehr streng christlich und gehen an Sonn- und Feiertagen 2-3 Mal pro TAG (!!!) in die Kirche. Die Mädchen dürfen keine Hosen anziehen und der Mann ist der Chef ist Haus. Schade nur, dass «christlich» für diese Menschen nichts mit Nächstenliebe und mit Respekt vor dem Leben bzw. allen Lebewesen zu tun hat, denn sonst könnten sie nicht diese beschissene Kälberaufzucht betreiben.
Willemiek und ich besprechen auch die Daten für meinen Aufenthalt hier für Mai und Juni – im Mai ist leider gar nichts frei und Dark muss alleine hier bleiben, er wird die Reit-Pause nicht so schlimm finden, da bin ich überzeugt. Im Juni kann ich wieder in die Trekkershut, es bleiben einzig 2 Nächte, die ich ausziehen muss. Na, da werde ich schon irgendwo unterkommen.
Ansonsten bleibt es heute ziemlich ruhig, ich gehe noch einkaufen, die Menschenmenge hält sich trotz Karsamstag in Grenzen, und gegen Abend geniesse ich dann die Sonne und das Beobachten der Kühe. Ich stehe eine ganze Weile am Kuhweidenzaun und staune wirklich sehr ab diesen tapferen Tieren. Die meisten von ihnen können kaum auf drei Beinen stehen, der Stier zum Beispiel kann eines der Hinterbeine gar nicht benützen. Trotzdem bewegt er sich fort, er hat seine ganz eigene Technik entwickelt, welche ihm ermöglicht, sich ganz langsam fortzubewegen. Auch die anderen Humpelis geniessen die Sonne, das Draussensein und lassen sich von ihren Behinderungen nicht gross hindern. 
Am Abend möchte ich dann noch auf den Reitplatz. Die Ferien-Mädels von nebenan wollen grad das Viereck abstecken und ihre Pferde dort frei laufen lassen, allerdings müssen sie nun halt warten, ich werde mir das Reiten nicht nehmen lassen. Irgendwie bin ich etwas stolz auf mich, dass ich mich durchgesetzt habe, früher hätte ich auf das Reiten verzichtet. Sie machen ihre Pferde auf die Weide und ich bin gespannt, wie sich Dark benimmt, wenn er fremde Pferde nebenan auf der Weide hat. Die Pferde sind dann allerdings nicht das Problem …
Ich stelle ihn wie immer in seiner «Spukecke» hin, um aufzusteigen (so lange er nicht dort durchlaufen muss, ist er ja entspannt, nur wenn wir durch diese Ecke reiten, ist sie soooo gefährlich), schwinge mich in den Sattel und Dark erschrickt dermassen, dass ich denke, er ist mit seinem Schweif an den Stromhag gekommen. Zitternd und mit aufgerissen Augen versucht er panisch aus dieser Ecke wegzukommen und ich kann ihn kaum beruhigen, bis ich absteige. Ich führe ihn nochmals ganz ruhig in die Ecke und steige wieder auf, es ist ihm nicht wohl, aber er bleibt. Diese Ecke bleibt heute wieder mal die Angsthasenecke, und ich kann mir nicht erklären, weshalb er sich so sehr erschrocken hat. Die einzige Erklärung, die ich finde, ist, dass in dieser Ecke neu der Anhänger der Besuchsmädels steht. Vielleicht sieht Dark ja wirklich sehr schlecht und kann Neues nicht einordnen? Der Strom ist nicht an, deshalb kann es kein Stromschlag gewesen sein, obwohl seine Reaktion genau dies vermuten liess. Vermutlich werde ich den Grund nie erfahren …
Unser Training verläuft sonst gut, die Kühe sind jetzt nicht mehr so gefährlich, und Dark ist auch eher etwas träge heute. Vielleicht spürt er noch die Sandgalopps in den Knochen und Muskeln …
Als ich ihn versorge, fällt mir auf, dass Harry wieder an einer Kolik rumbastelt und ich informiere Willemiek. Sie führt ihn rum und wir geben ihm mit vereinten Kräften etwas Buscopan (gut habe ich das mitgenommen!), und nach einer Stunde scheint es ihm besser zu gehen. Trotzdem laufe ich nach dem Duschen in den Pantoffeln schnell in den Stall und entdecke einen extrem wunderschönen, grossen und hell leuchtenden Vollmond. Leider ist er auf den Fotos nicht in seiner ganzen Pracht einzufangen, das Bild, das er hinter den Bäumen abgibt, ist unglaublich. Harry bleibt stabil und ist auch später, als ich Dark sein Bettmümpfeli bringe, wieder munterer. Dafür schläft Teddy tief und fest (das braune Pony), ich erschrecke sehr, weil sie sich nicht rührt, auch als ich rufe. Gijs, das Fuchsshetty, ist liegend neben seiner Freundin und wacht über sie. So ein herziges Bild. Teddy wird dann schlussendlich auch wieder wach, als ich Gijs den Wasserkübel in die Boxe stelle. Und so bleibt es auch heute, gottseidank, eine ruhige Nacht für alle. Beleuchtet von einem wunderbaren Vollmond. 

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