2.3.22

Wieder schönes Wetter, wow, und auch heute wieder ein genialer Sonnenaufgang. Heute erwische ich ihn grad noch so. Das Wetter lockt nach draussen und ich nehme mir vor, heute wieder mal einen längeren Ausritt mit Dark zu machen. Ich habe ja diese tollen Galoppautobahnen entdeckt, wenn ich mich im Gelände Roekelse Bos etwas rechts halte, also Richtung Planken Wambuis. Dort möchte ich heute hin und die Autobahnen in die entgegengesetzte Richtung testen und schauen, wohin sie führen.

Also hole ich Dark so gegen 15h rein, dann kann ich mir jetzt schön Zeit lassen mit putzen und danach gut noch 2 Stunden ausreiten, bevor es dunkel wird. Als Erstes stelle ich ihn in die Boxe und jaaa, juppie, er ist ein bisschen ruhiger als auch schon alleine in der Boxe. Wirklich nur ein kleines bisschen, immerhin! Ich nehme ihn wieder raus und beginne zu putzen, Willemiek ist gerade noch dabei, die Boxen zu misten und irgendwie ist sie wohl in Plauderlaune. So fragt sie mich jenes und sälbes und wir schwatzen eine ganze Weile. Das ist zwar sehr spannend, stresst mich aber im ersten Moment etwas, da Dark nicht unbedingt ruhig steht und auch nicht fressen will. Mit der Zeit aber nimmt er das Warten gelassener und ich stelle erfreut fest, dass er beginnt, Heu zu mampfen und sich etwas zu entspannen.

Beim Ausreiten selber ist er heute ebenfalls ziemlich gelassen, wobei das ja mittlerweilen die Regel ist, wenn sich nicht gerade Tiger im Gebüsch verstecken. Er guckt sich vieles an und zuckt ab und zu mal zusammen, so die typischen Dark-Zucker, er ist heute aber gut drauf und schön im Vorwärts. Wir finden dann die Galoppautobahnen auch auf Anhieb (auch hier kenne ich mich immer besser aus) und der Sand lädt im Moment zu langen Galoppaden ein. Der Boden ist so schön angetrocknet, es hat kaum mehr Pfützen und der Sand ist noch nicht staubig, ideale Unterlage als zum Gasgeben. Was wir dann auch ordentlich tun und ich staune ab der Kondition von Dark – und Sandor! Heute galoppiere ich wirklich viel und zum Teil auch richtig schnell und beide sind auch am Ende noch frisch und munter und jederzeit bereit, wieder loszulegen. Und wow, hier in diesem Gebiet gibt es noch sehr viele Reitwege zu entdecken, merke ich gerade, da komme ich unbedingt nochmals hin! 

Dark wird auf dem Heimweg immer noch etwas «juflig» - das hatte er früher auch nie, ob er alt wird …? – deshalb lasse ich die Zügel kaum je voll durchhängen. Nur auf dem letzten Abschnitt im Wald, bevor wir dann wieder durch das Gatter müssen, da lasse ich die Zügel richtig lang. Denn das Gatter bremst ihn ja dann automatisch. Dachte ich. Zudem ist vor und nach dem Gatter eine Pfütze und Dark ziert sich sonst immer, wenn er da reintreten muss, weshalb ich ja bisher immer absteigen musste, um das Gatter zu öffnen, Mösiö durchzulassen und das Gatter wieder ordentlich zu schliessen. Ich denke mir also nichts dabei, als Dark auf das Gatter zusteuert und nicht langsamer wird, gebe ihm die Zügel hin und will mich gerade dazu anschicken, ihn anzuhalten und abzusteigen, da drückt er kurz vor dem Gatter ab und will DARÜBER springen!!! What the f…????? Natürlich reicht dieser kurze Anlauf nicht, um darüber zu springen, das Gatter ist mit den Vertiefungen vorne und hinten gut 1 Meter hoch, also aus dem Schritt nicht machbar. Prompt bleibt Dark mit den Hinterbeinen hängen und kämpft sich strampelnd und kickend über das Gatter. Ich bleibe irgendwie oben und bete, dass er es möglichst ohne Beinbruch schafft, ich hätte nicht gewusst, wie ich ihm helfen soll. Als er es endlich geschafft hat, hängt das Gatter nur noch halb in der Verankerung und Dark steht nur noch auf drei Beinen, zitternd und schnaufend. Ich springe schnell ab und versuche, das Gatter wieder in die Verankerung zu heben, manno ist das Teil aber auch schwer. Dann ziehe ich Dark vorsichtig vorwärts, um zu sehen, ob er das Bein überhaupt noch belasten kann oder ob ich sofort einen Anhänger organisieren muss. Er steht kurz drauf, ganz vorsichtig, er hat offenbar grosse Schmerzen und die Haut hängt ihm hinten rechts auf der Innenseite runter. Es blutet ziemlich und dort, wo die Haut dünn ist, sieht man auch, wie es blau anläuft. Ach du Scheisse, was jetzt?

Ich versuche mal langsam, loszulaufen und Dark folgt mir, ebenfalls langsam. Ok, er kann laufen, und er läuft auch immer besser, gottseidank. Ich führe ihn in den heimischen Stall (ist sehr unbequem in den Reitstiefeln, nun habe ich dafür Blasen ….), und bin gottenfroh, dass offenbar nichts gebrochen oder extrem gestaucht oder gezerrt ist. Im Stall wird dann sofort alles gründlich desinfiziert und mit Lavendel behandelt. Mehr kann ich im Moment nicht tun und mir scheint, ein Tierarzt auch nicht, also beschliesse ich, den nächsten Morgen abzuwarten und dann zu entscheiden, ob ein Tierarzt nötig ist.

Mir sitzt der Schrecken tief in den Knochen und Arbeiten kann ich vergessen, ich kann mich nicht konzentrieren. Ich lege mich kurz hin, denn auch der Husten macht sich wieder bemerkbar und gehe dann so um halb zehn nochmals zu Dark. Er kriegt wie üblich sein Bettmümpfeli-Mash-Slobber, ich besprühe die Wunden nochmals und mache die Boxe sauber, bevor ich mit Sandor noch kurz eine Runde auf dem Hof mache.

Heute sind neue Kühe angekommen und ich höre sie schon den ganzen Nachmittag über muhen und rufen. Das Geräusch der rufenden Kühe ist also irgendwie nicht neu, trotzdem packt mich der Gwunder und ich gehe mal kurz vorbei schauen, was das denn für neue Kühe sind. Gottseidank folge ich diesem Impuls, denn als erstes entdecke ich ein Kälbchen, das sich in einem Gitter verfangen hat und am Boden liegt und kämpft. Mit einem Blick sehe ich, dass ich da alleine nichts ausrichten kann und klingle Willemiek raus. Als wir zu zweit wieder zum Stall kommen, liegt das Kalb da, als wäre es tot. Nichts regt sich mehr … Oh nein! Doch, es atmet, und mit vereinten Kräften gelingt es uns irgendwie, dieses tonnenschwere Gitter zu heben und dem Kalb zu helfen, sowohl seinen Kopf wie auch seine Beine aus den Stäben zu ziehen. Das arme Kalb hatte den Kopf um 180° verdreht, auf seinem Hals und den Augen lag das schwere Gitter und die Hinterbeine hat es nochmals irgendwie verdreht in den Stäben. Ich glaube, wenn wir eine Minute später gewesen wären, es wäre elendiglich erstickt.

Endlich befreit, scheuchen wir das Kälbchen zurück zu seiner Herde. Die Augenpartie ist ganz schön ramponiert, das Auge hängt irgendwie halb raus und alles ist aufgescheuert. Es läuft auch sehr unsicher und wacklig, immerhin scheint auch hier nichts gebrochen. Und auch hier können wir vorerst nicht mehr tun ... 

 

Oh Gott, was für ein Tag. Er hat so schön begonnen, mit diesem wunderbaren Sonnenaufgang, den ganzen Tag die warme herrliche Sonne, dann dieser tolle Ausritt über die Sandbahnen und zum Abschluss zwei derart tragische Unfälle. Das Bild des armen Kalbes, wie es hilflos daliegt mit seinem verdrehten Kopf und den vor Angst aufgerissenen Augen, verfolgt mich noch lange und der Schlaf will sich nicht so richtig einstellen. Irgendwann überwiegt die Dankbarkeit, dass alles – so scheint es zumindest im Moment – glimpflich abgelaufen ist … 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    papatje (Samstag, 05 März 2022 12:03)

    Hoy Liebes .!! Habe ich von Nostalgie mal geschrieben ?? ha,ha. Ja , füher , da hat Opa noch an Auto-orientierungsrallays mitgemacht , und ich erinnern mich das tun "planken-wambuis", in den Fragen bogen erwähnt war mit die Frage , wie viel "PLANKEN"(Bretter), hat ein "wambuis" (Walfischkutter - Küchen") Wir wussten es nicht ,!! und doch war Opa sonst so gut gewesen das es für den ersten Rang gut war .
    Gute und ruhige , Staufreien Heimfahrt wünscht dir dein Papatje