18.1.22

Der Tag beginnt sehr neblig, ich sehe kaum 10 Meter weit, als ich am Morgen im Dunkeln mit Sandor rausgehe. Der dichte Nebel hält sich den ganzen Tag und Willemiek meint, ich hätte kein Glück mit dem Wetter in Holland. Naja, das sehe ich anders, ich bin froh, dass es nicht dauernd regnet, das war eher das Wetter, auf das ich mich eingestellt habe.

Da ich wieder einkaufen gehen muss, möchte ich dies mit einem Spaziergang an einem anderen Teil der Veluwe mit Sandor und einem anschliessenden Besuch in Arnhem verbinden. Kaum losgefahren, aber zu weit weg, um umzudrehen, merke ich, dass mein Handy kaum mehr Akku hat, und so ganz ohne Google Maps getraue ich mich dann doch nicht, weiter weg zu fahren. Mein Gott, wie haben wir das früher nur mit Karten und Strassenschildern gemacht …?

Ich fahre also trotzdem etwas weiter und halte spontan an einem ausgeschilderten Parkplatz mit Eingang zur Veluwe. Wir sind in Oud Reemst gelandet, von dort geht es dann nicht in den Wald, sondern auf die Heide der Veluwe. Ein weiteres, sehr spannendes Erlebnis. Ich folge zunächst einem Reiterweg, sehr schmal und direkt in die Weite der Heide und die Dichte des Nebels. Mir ist nicht mehr so ganz wohl, denn ich kann mich nicht mehr an irgendetwas orientieren, es ist alles flach und neblig. Und als ich dann weit hinten im Nebel eine Rinderherde auftauchen sehe, da mache ich umkehrt und folge demselben Weg wieder zurück. Nun versuche ich mein Wanderglück etwas den Bäumen entlang. Es hat eine riesige Baumallee, welche einen breiten Reiter-Sandweg säumt, daneben sind Velo- und Wanderwege. Nach ein paar hundert Metern werde ich wieder mutiger und versuche wieder einen Abstecher in die Heide, dieses Mal allerdings mit stetigem Blickkontakt zu den Bäumen …

Die Stimmung ist sehr speziell mit diesem Nebel, und sie passt sehr gut zu meiner persönlichen Stimmung Ich schaffe es nicht, den Moment zu geniessen und die Natur wirken zu lassen. Zu sehr bin ich beschäftigt mit Sorgen und Nöten, mit meiner Wut auf die Unfähigkeit, alles mal für einen Moment zu vergessen und im Hier zu sein. Traurig, mutlos, und irgendwie auch verzweifelt stampfe ich meinen Weg durch die Heide, der Nebel symbolisiert die Grenze, die mich klein hält. Licht und Sonne gibt es offenbar nur für diejenigen, die es schaffen, sich einen Weg durch den Sumpf des Lebens zu bahnen. Ich scheine nicht dazu zu gehören. Obwohl ich äusserlich und scheinbar da bin, wo ich möchte.

 

Da es schwierig ist, sich ohne Handy zu orientieren, gehe ich irgendwann denselben Weg wieder zurück. Sandor lasse ich die meiste Zeit laufen, obwohl dies nicht erlaubt ist, er findet es toll und ist nach dem langen Spaziergang müde von all den neuen Eindrücken und Gerüchen. Immerhin, Sandor geniesst es. Vielleicht ist genau dies auch das, was ich «im Leben» machen sollte, nämlich den Weg wieder zurück gehen und dort angelangen, wo ich gestartet bin. In einem «normalen» Leben mit festem Ablauf, regelmässigen Strukturen und so, wie es sich gehört. 

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